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Als "Zeitkunst" stellt sich für die Musik immer wieder die Frage, wie ihr Ende zu gestalten, wo nicht zu bewältigen ist. Der Band widmet sich musikalischer Schlussgestaltung als einem grundlegenden Problem kompositorischer Formgebung. Vielfältige Ansätze für diese kompositorische Auseinandersetzung, die im Laufe der europäischen Musikgeschichte entwickelt und reflektiert worden sind, bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Auflösung und Abreißen, Erfüllung und Verweigerung, triumphaler Apotheose und ersterbendem Verklingen. Die Probleme, um die es beim musikalischen Schließen geht, sind…mehr
Als "Zeitkunst" stellt sich für die Musik immer wieder die Frage, wie ihr Ende zu gestalten, wo nicht zu bewältigen ist. Der Band widmet sich musikalischer Schlussgestaltung als einem grundlegenden Problem kompositorischer Formgebung. Vielfältige Ansätze für diese kompositorische Auseinandersetzung, die im Laufe der europäischen Musikgeschichte entwickelt und reflektiert worden sind, bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Auflösung und Abreißen, Erfüllung und Verweigerung, triumphaler Apotheose und ersterbendem Verklingen. Die Probleme, um die es beim musikalischen Schließen geht, sind wiederum nicht allein formaler oder struktureller Provenienz, sondern auch ästhetischer Natur und werden oft erst in kulturgeschichtlichen Zusammenhängen sichtbar. Von ihnen her kann der Schluss seine jeweilige besondere Bedeutung erhalten. Diese Probleme betreffen die Frage, welche expliziten oder impliziten Vorstellungen von 'Zeitlichkeit' und '(Un-)Endlichkeit', 'Spannung' und 'Auflösung' oder 'Bewältigung' und 'Resignation' sich in einem bestimmten historischen Kontext in die Schlussgestaltung einschreiben. Die einzelnen Beiträge des Bandes entwerfen systematische, historische und musiktheoretische Perspektiven auf das Problem des Schließens. Das untersuchte Feld erstreckt sich vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert und enthält neben Beispielen, die in der Tradition europäischer Kunstmusik dem Werkbegriff zuzuordnen sind, auch Überlegungen zur Schlussgestaltung im Musiktheater und in der Jazz-Improvisation. Der Band enthält Beiträge von Julian Caskel, Felix Diergarten, Daniel Martin Feige, Anselm Gerhard, Hektor Haarkötter, Henry Hope, Stefan Keym, Florian Kraemer, Ursula Kramer, Joachim Kremer, Markus Neuwirth, Nina Noeske, Bernd Sponheuer, Wolfram Steinbeck, Arne Stollberg, Matthias Tischer und Sascha Wegner.
Sascha Wegner lehrt und forscht seit 2012 an der Universität Bern zur europäischen Musik- und Kulturgeschichte des 17. bis 20. Jahrhunderts; Publikationen: "Das Versprechen der Rationalität. Visionen und Revisionen der Aufklärung" (Hg., 2012); "Über den Ursprung von Musik. Mythen, Legenden, Geschichtsschreibungen" (Hg., 2017); "Symphonien aus dem Geiste der Vokalmusik. Zur Finalgestaltung in der Symphonik im 18. und frühen 19. Jahrhundert" (2018). Florian Kraemer war wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-geförderten Forschungsprojekt "Musikalische Selbstreflexion im 19. Jahrhundert" an der Universität zu Köln und wurde mit seiner Arbeit "Entzauberung der Musik. Beethoven, Schumann und die romantische Ironie" (2014) promoviert. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören: Musikalische Analyse und Hermeneutik, Musik und Philosophie, die Musik Robert Schumanns.
Inhaltsangabe
- Vorwort: Eine Einleitung zum Schließen I ORDNUNGEN - Sascha Wegner: Paradigma Finalproblem? Perspektiven einer "Problemgeschichte des Komponierens" - Florian Kraemer: Schließen – Enden – Aufhören. Terminologische Konturen zwischen Musikphilosophie und Analyse - Wolfram Steinbeck: Schließen als kompositorisches Problem. Ein historischer Überblick - Hektor Haarkötter: Enden oder Nicht-Enden? Narrative Finalisierungsstrategien aus erzähltheoretischer und medientheoretischer Sicht - Daniel Martin Feige: Kontingenz und ästhetische Notwendigkeit. Über die Schlussgestaltung von Jazzimprovisationen II THEORIEBILDUNGEN - Felix Diergarten: Das etwas harte Schließen. Dissonante Kadenzbildungen in der 'Ars Nova' - Markus Neuwirth: "Mittelzäsur" oder "förmliche Cadenz"? Das Problem des mehrfachen Schließens in den Sonatenexpositionen Haydns, Koželuchs und Pleyels - Julian Caskel: Zur Dialektik der Kadenz. Theorien des musikalischen Schließens zwischen spekulativer Harmonielehre und syntaktischer Taktgruppenanalyse III ERSCHEINUNGEN - Henry Hope: The Sense of Line Endings. Some Analytical Observations on the Spruch Melodies of Herman Damen - Joachim Kremer: Musikalische Variationen des Amen im 15. Jahrhundert. Schlussgestaltungen in Messsätzen von Ciconia, Dufay und Ockeghem - Anselm Gerhard: "Endlich sind alle tot". Varianten der Finalgestaltung in der Operngeschichte - Ursula Kramer: Schlussgestaltungen im ernsten deutschen Musiktheater des späten 18. Jahrhunderts zwischen Apotheose und Dekonstruktion - Bernd Sponheuer: "Hölle, Fegefeuer, Paradies". Anmerkungen zum symphonischen Finale in der Musik des 19. Jahrhunderts - Florian Kraemer: Das Ende vom Lied ohne Ende. Zur "göttlichen Langweiligkeit" in zwei Klavierstücken Robert Schumanns - Arne Stollberg: Pflaumenweiche Enden? Die Metaphysik leiser Schlüsse in der Musik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts IV ÖFFNUNGEN – (AUF)LÖSUNGEN - Matthias Tischer: Der kaputte Schluss - Stefan Keym: Epischer Kommentar und emotionale Wirkung. Anmerkungen zu einer Schlussstrategie im modernen Musiktheater von Nono, Stockhausen und Rihm - Nina Noeske: Ironische Schlüsse. Marginalien zur musikalischen (Post-)Moderne - Personenregister
- Vorwort: Eine Einleitung zum Schließen I ORDNUNGEN - Sascha Wegner: Paradigma Finalproblem? Perspektiven einer "Problemgeschichte des Komponierens" - Florian Kraemer: Schließen – Enden – Aufhören. Terminologische Konturen zwischen Musikphilosophie und Analyse - Wolfram Steinbeck: Schließen als kompositorisches Problem. Ein historischer Überblick - Hektor Haarkötter: Enden oder Nicht-Enden? Narrative Finalisierungsstrategien aus erzähltheoretischer und medientheoretischer Sicht - Daniel Martin Feige: Kontingenz und ästhetische Notwendigkeit. Über die Schlussgestaltung von Jazzimprovisationen II THEORIEBILDUNGEN - Felix Diergarten: Das etwas harte Schließen. Dissonante Kadenzbildungen in der 'Ars Nova' - Markus Neuwirth: "Mittelzäsur" oder "förmliche Cadenz"? Das Problem des mehrfachen Schließens in den Sonatenexpositionen Haydns, Koželuchs und Pleyels - Julian Caskel: Zur Dialektik der Kadenz. Theorien des musikalischen Schließens zwischen spekulativer Harmonielehre und syntaktischer Taktgruppenanalyse III ERSCHEINUNGEN - Henry Hope: The Sense of Line Endings. Some Analytical Observations on the Spruch Melodies of Herman Damen - Joachim Kremer: Musikalische Variationen des Amen im 15. Jahrhundert. Schlussgestaltungen in Messsätzen von Ciconia, Dufay und Ockeghem - Anselm Gerhard: "Endlich sind alle tot". Varianten der Finalgestaltung in der Operngeschichte - Ursula Kramer: Schlussgestaltungen im ernsten deutschen Musiktheater des späten 18. Jahrhunderts zwischen Apotheose und Dekonstruktion - Bernd Sponheuer: "Hölle, Fegefeuer, Paradies". Anmerkungen zum symphonischen Finale in der Musik des 19. Jahrhunderts - Florian Kraemer: Das Ende vom Lied ohne Ende. Zur "göttlichen Langweiligkeit" in zwei Klavierstücken Robert Schumanns - Arne Stollberg: Pflaumenweiche Enden? Die Metaphysik leiser Schlüsse in der Musik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts IV ÖFFNUNGEN – (AUF)LÖSUNGEN - Matthias Tischer: Der kaputte Schluss - Stefan Keym: Epischer Kommentar und emotionale Wirkung. Anmerkungen zu einer Schlussstrategie im modernen Musiktheater von Nono, Stockhausen und Rihm - Nina Noeske: Ironische Schlüsse. Marginalien zur musikalischen (Post-)Moderne - Personenregister
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