Schloss Gripsholm ist ein fantastisch heiteres, in Ansätzen utopisches Buch über Liebe, Glück und Urlaub. Der Autor verfasste es zu einer Zeit, als er unter den Verschleisserscheinungen seines unermüdlichen politischen Journalismus zu leiden begann. Die Offenheit, Weltklugheit und Grossherzigkeit der Hauptfiguren wirken wie ein Gegenentwurf zum kleinkarierten und reaktionären deutschen Wesen, das Tucholsky immer wieder beklagte. Am Anfang des Buches steht die Bitte des Verlegers Rowohlt, der Autor möge ihm eine leichte Liebesgeschichte schreiben. Gleich darauf begibt sich der Ich-Erzähler mit seiner "Prinzessin" Lydia in den Urlaub nach Schweden. Die beiden Sommerfrischler mieten sich im Schloss Gripsholm ein. Gemeinsam mit Lydias bester Freundin erleben sie in ganz und gar aufgeräumter Stimmung eine Nacht zu dritt - eine quasi biografische Episode, die wesentlich zu Tucholskys Ruf als Erotomane beitrug. Später machen sich die Urlauber in der Umgebung nützlich: Sie befreien ein unglückliches Heimkind aus den Fängen einer diktatorischen Heimleiterin. Schloss Gripsholm wechselt auf bezaubernde Weise die Tonlagen, ist oft komisch, immer erfrischend, mitunter weise und lässt im Hintergrund des Glücks nie die Härten der Zeit vergessen.
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