Das Buch richtet sich an Journalisten, ist aber auch für Medienkonsumenten interessant. Die Autorin entlarvt den vielbeschworenen objektiven Journalismus als Fata Morgana. Sie ruft die Journalisten dazu auf, sich bewusst zu werden, dass sie nicht nur als Unbeteiligte berichten. Und auch die
Medienkonsumenten müssen sich kritischer mit Berichterstattung auseinandersetzen.
"Das Reden über…mehrDas Buch richtet sich an Journalisten, ist aber auch für Medienkonsumenten interessant. Die Autorin entlarvt den vielbeschworenen objektiven Journalismus als Fata Morgana. Sie ruft die Journalisten dazu auf, sich bewusst zu werden, dass sie nicht nur als Unbeteiligte berichten. Und auch die Medienkonsumenten müssen sich kritischer mit Berichterstattung auseinandersetzen.
"Das Reden über Probleme schafft Probleme, das Reden über Lösungen schafft Lösungen." - Steve de Shazer, Psychotherapeut
Die Autorin zieht sehr viele Studien heran, um ihre Positionen zu untermauern. Ihre Quellen stellt sie am Ende des Buchs zur Verfügung. Sie fordert den konstruktiven Journalismus. Dieser richtet sich nicht einseitig darauf, auf Probleme und Katastrophen hinzuweisen, sondern auch Lösungsvorschläge zur Diskussion zu stellen. Hierzu zeigt sie immer wieder, dass die Journalisten gar nicht selbst an Lösungen arbeiten müssen. Es gibt weltweit unzählige Initiativen, die bereits an Lösungsansätzen zu den verschiedensten Herausforderungen arbeiten und zum Teil bereits Erfolge vorweisen können.
"Wer seinen Morgen mit Gewalt und Schrecken beginnt, normalisiert beides irgendwann. In der digitalen Welt des Dauerbeschusses mit Nachrichten pendeln wir also zwischen ständiger Alarmbereitschaft auf der einen Seite und Desensibilisierung auf der anderen Seite." - Prof. Dr. Maren Urner: Schluss mit dem täglichen Weltuntergang, 2019
Darüber hinaus plädiert sie dafür, dass auch positive Nachrichten Einzug in den Journalismus finden sollten. Wusstet ihr beispielsweise, dass weltweit bereits rund 87% aller Menschen lesen und schreiben können? Sie verweist auf den Ignoranztest und lässt die Leser selbst ein paar Fragen beantworten. So konnte ich selbst feststellen, dass ich so manche Wahrnehmung hinterfragen sollte. Deshalb wünscht sie sich, dass zu den klassischen W-Fragen des Journalismus eine hinzukommt: „Was jetzt?“ oder „Wie geht es weiter?“
Einzelnen Vergleichen kann ich nicht zustimmen. Die Autorin informiert darüber, dass statistisch betrachtet jährlich mehr Menschen (nicht nur Kinder) an Kugelschreibern sterben, als an Terroranschlägen. Nun, ich bin sehr sicher, dass noch nie ein Kugelschreiber mit dem Ziel aufgestanden ist, Menschen zu töten. Beim Islamisten wiederum sehe ich das anders. Deshalb denke ich, dass nicht alles auf Statistiken heruntergebrochen werden kann und sollte.
Die Autorin fordert nicht nur konstruktiven Journalismus, sie hat eine Online-Zeitung gegründet, die ausschließlich Mitgliederfinanziert ist. In dieser wird pro Tag nur ein Artikel veröffentlicht, in dem nicht nur Probleme, sondern auch Lösungsansätze und gute Neuigkeiten Platz finden sollen. Das Engagement finde ich gut, doch weist sie sehr oft, auf das eigene Unternehmen hin, was ich ab der Mitte des Buches dann doch als nervige Eigenwerbung empfand.
Und hier die Kurzzusammenfassung
+ Aussagen werden oft mit wissenschaftlichen Erkenntnissen untermauert
+ kritischer, aber nicht abwertender Blick auf Medien und Journalismus
+ Richtet sich an Journalisten, ist aber auch für Medienkonsumenten allgemein interessant
- sehr viel Eigenwerbung
Meine Meinung
Die Lektüre dieses Buches hat sich gelohnt. Es richtet sich in erster Linie an Journalisten, ist aber auch für uns Konsumenten von Medien interessant. Die Autorin zeigt anhand wissenschaftlicher Studien Fehlentwicklungen in der Berichterstattung auf und bietet Lösungsansätze an. Einziges Manko für mich ist, dass die Eigenwerbung ab dem letzten Drittel des Buchs überhandnimmt.