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Ilse Helbichs "Schmelzungen"
Eingebettet zwischen Traumsequenzen, Gedanken an "Anderswelten" und Alltagserlebnissen sticht der Mittelteil unter dem Titel "Zwei: Dresden" hervor. Ein Ausflug in die Elbmetropole ruft die Fliegerbomben des Weltkrieges ins Gedächtnis der Erzählerin. Zurück in Wien, bleiben die Eindrücke, vermengen sich mit anderen Bildern aus Vernichtungslagern. Und provozieren dann Erinnerungen an die erste Generation nach dem Krieg, die Fragen der damals Halbwüchsigen. Die eindrückliche Dresden-Episode steht im Zentrum des neuen Prosabandes von Ilse Helbich, Jahrgang 1923. Das Drumherum wirkt bisweilen erratisch: Wenig zusammenhängende Notate beschäftigen sich etwa mit dem hohen Alter und möglichen Anzeichen von Demenz. Am ehesten liegt mit "Schmelzungen" eine lose Fortsetzung zu Helbichs Erinnerungsbuch "Vineta" (2013) vor. Freilich beklagt sich die Autorin nicht, nimmt alles gelassen, bisweilen gar mit amüsiertem Staunen zur Kenntnis. Wenn man im Alter von achtzig Jahren seinen Debütroman ("Schwalbenschrift", 2003), noch dazu einen Überraschungserfolg, verfasst und erst zehn Jahre später einige Erinnerungslücken bemerkt, darf man sich vermutlich ohnehin zu den Gesegneten zählen.
lhotz.
Ilse Helbich: "Schmelzungen".
Literaturverlag Droschl, Graz 2015.
135 S., geb., 18,- [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
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