Nordic Noir vom Feinsten
„Schmerz“ ist der erste Fall für Dora und Rado, zwei Ermittler bei der Kriminalpolizei Reykjavik, die beide aus unterschiedlichen Gründen kaltgestellt wurden.
Dora wurde bei einem früheren Einsatz angeschossen und seitdem funktioniert ihr Hirn
anders als zuvor. Sie spürt intensiver, kann innerhalb kürzester Zeit eine Fremdsprache erlernen,…mehrNordic Noir vom Feinsten
„Schmerz“ ist der erste Fall für Dora und Rado, zwei Ermittler bei der Kriminalpolizei Reykjavik, die beide aus unterschiedlichen Gründen kaltgestellt wurden.
Dora wurde bei einem früheren Einsatz angeschossen und seitdem funktioniert ihr Hirn anders als zuvor. Sie spürt intensiver, kann innerhalb kürzester Zeit eine Fremdsprache erlernen, jedoch wird sie immer wieder ausgeknockt, sie kann sich dann nicht erinnern und verrichtet seitdem Schreibtischarbeit. „Dora erinnert sich noch, dass sie der Mann an der Schulter packte. Dann fiel der Schuss. An den Knall erinnert sie sich nicht. Nur an den stechenden Schmerz in ihrem Auge.“ Ein Schmerz, der seitdem nie mehr ganz verschwindet.
Rado ist ein hervorragender Ermittler mit serbischen Wurzeln. Mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn wohnt er bei den Schwiegereltern und genau diese verwandtschaftlichen Verhältnisse sind es, die ihn bei der groß angelegten Razzia gegen gefährliche Größen der Unterwelt ausgrenzen.
Als nun ein Teenager im Thingvellir-Nationalpark verschwindet, wird Dora mit den Ermittlungen betraut, ihr zur Seite wird Rado gestellt. Die Suche nach der 16jährigen Morgan gestaltet sich schwieriger als zunächst angenommen. Daneben geht es um organisierte Kriminalität, um Auftragsmord und Freiheitsberaubung, auch spielt Genderdysphorie – der Wunsch nach einer Geschlechtsumwandlung - eine Rolle und auch die Frage, ob - und wenn ja inwieweit - hochrangige Bedienstete innerhalb der Polizei involviert sind, drängt sich auf.
Jón Atli Jónasson entführt seine Leser nach Island – sein „Schmerz“ vor herrlicher Kulisse ist Nordic Noir vom Feinsten. Seine Charaktere, allen voran Dora und Rado, sind vielschichtige, sehr individuelle Persönlichkeiten, die Story an sich ist mitreißend erzählt und auch wenn es so einige zwischenmenschliche Momente gibt, die den Glauben an Freundschaft bestärken, so lese ich viel von eiskalten, hochkriminellen Gangs, denen ein Menschenleben nichts bedeutet.
Die Ermittlungen sowohl um das Verschwinden des Teenagers als auch alles rund um die Razzia werden parallel erzählt. Diese beiden Erzählebenen haben zuweilen Berührungspunkte, man kommt auch dadurch der Aufklärung beider Handlungsstränge näher, schlussendlich bleibt es jedoch spannend bis zuletzt. Und – Dora und Rado ermitteln weiter. „GIFT“ erscheint im Herbst 2025. Ich werde mir auch diesen zweiten Fall nicht entgehen lassen.