Schmerzen sind zwar eine historische Konstante, aber stark kulturell und zeitspezifisch geprägt. Geschlechterordnungen beeinflussen, was als schmerzhaft empfunden und wie Schmerz ausgedrückt, vermittelt und gedeutet wird. Die in diesem Heft versammelten Beiträge veranschaulichen anhand von Fallstudien die Verknüpfungen von Geschlecht und Schmerz. Die behandelten Themen reichen von selbst zugefügten Schmerzen in psychiatrischen Kontexten oder Selbstverletzungen in queer-feministischen künstlerischen Praktiken über Deutungen von Geburtsschmerzen durch männliche Mediziner bis hin zu den von griechischen Frauen praktizierten Trauerritualen und dem Versuch einer jüdischen Fotografin, das Trauma der Shoah künstlerisch zu fassen. Der Schwerpunkt der Aufsätze liegt auf dem Europa des 19. und 20. Jahrhunderts. Aus dem Inhalt: Schmerzen unter der Geburt / Selbstbestrafungen im Fokus der Tiroler Psychiatrie im Vormärz / Dora Kallmus' Post-War 'Slaughterhouse' Photographs (1949-1958) / Selbstverletzung als Self-Empowerment in der Performance Art / Imaginationen von Frauenemanzipation zwischen Deutschland und den USA bei Hugo Münsterberg (1863-1916) / Female Expressions of Pain in the Lamentation Songs of Mani in Modern Greece / Looking at History through the Lens of the Body: Kathleen Canning im Gespräch mit Heidrun Zettelbauer / Anti-Genderismus und Pädophilie-Diskurs als politisch-kirchlicher Kampfplatz am Fallbeispiel Ungarn Pain, although a historical constant, is culturally and temporally specific. Cultural gender orders influence what is perceived as painful and how pain is expressed, communicated and interpreted. The articles collected in this special issue illustrate the interlinkage of gender and pain. The case studies address a number of topics, from deliberately self-inflicted pain in psychiatric contexts and as queer-feminist art practice to interpretations of birth pain by male physicians to female Greek mourning rituals and a Jewish photographer's attempt to deal artistically with the trauma of the Holocaust. The focus is on Europe in the 19th and 20th century. Heidrun Zettelbauer ist Historikerin und Professorin für Neuere/Neueste Geschichte an der Universität Graz. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich geschlechtersensible Nationalismusforschung, Körpergeschichte, Auto/Biographieforschung und Geschlechtergeschichte des Ersten Weltkriegs.
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