Thriller in dörflicher Idylle
Für mich war es das erste Buch aus der Stark&Bremer-Reihe und ich wurde überrascht durch einen Mix aus Heimatroman und Thriller. Zur Handlung: alles entzündet sich nach dem Fund der Leiche des Kriegsberichtserstatters Michael Hansen, in einem Dorf nahe Frankfurt.
Schnell scheint der Fall gelöst, da Krista Regler zugibt den Mann überfahren zu haben. Vermutet wird…mehrThriller in dörflicher Idylle
Für mich war es das erste Buch aus der Stark&Bremer-Reihe und ich wurde überrascht durch einen Mix aus Heimatroman und Thriller. Zur Handlung: alles entzündet sich nach dem Fund der Leiche des Kriegsberichtserstatters Michael Hansen, in einem Dorf nahe Frankfurt. Schnell scheint der Fall gelöst, da Krista Regler zugibt den Mann überfahren zu haben. Vermutet wird eine Beziehungstat. Als jedoch ihr Ehemann, der Kinderarzt Thomas Regler, die Schuld auf sich nimmt und dafür ins Gefängnis geht, wird schnell klar, dass viel mehr hinter allem steckt. Paul Bremer, der im Dorf lebt und Karen Stark, die Staatsanwältin, nehmen die Ermittlungen auf.
Die ersten Kapitel des Buches lesen sich wie ein Heimatroman mit allen Vor- und Nachteilen des Dorflebens: da ist die ländliche Idylle und der Zusammenhalt, wenn es darauf ankommt, aber auch das gegenseitige Belauern, die Gerüchteküche, der Dorftratsch, das Wegsehen und das Vertuschen, die alten Dorfgeheimnisse, aber auch die gegenseitige Hilfe. Anfangs fiel es mir nicht leicht den Überblick über die vielen Personen im Dorf zu behalten. Aber, ebenso wie sich all die kleinen Handlungsfetzen im Verlauf der Geschichte zu einem Bild zusammenfügen, haben letztendlich auch alle Personen ihren Platz darin. Detailgenau durchziehen banale, alltägliche Lebensmomente im Dorf die Erzählung. Ich hatte den Eindruck, dass die Autorin Szenen aus ihrem eigenen dörflichen Wohnort schildert. Daneben finden auch immer wieder persönliche Probleme der Staatsanwältin und des Ermittlers Einlass in der Handlung.
Beeindruckend fand ich wie der Autorin der abrupte Erzählwechsel gelingt von den scheinbar belanglosen Begebenheiten hin zum schonungslosen Entsetzlichen. Die Erzählstränge wechseln zwischen Dorfleben, Ermittlungsarbeit und Knastleben. Wobei Letzteres geprägt ist durch Rangordnung, Gewalt, Gnadenlosigkeit, die Welt der Analphabeten und korrupten Aufsehern: „Es gibt Menschen, deren Brutalität nur noch von ihrer Dummheit übertroffen wird“.
Die Erinnerung der in sich zerrissenen Schlüsselfigur,Thomas Regler, an die Vorkommnisse seiner Kindheit, das Erlebte im Kinderheim sowie die Erniedrigung und Unterwerfung im Knast vermischen sich mit seinen Schuldgefühlen. Sowohl im Gefängnis, als auch im Dorf geht es um archaische Muster, um die Dynamik der Gruppe, um Schuldzuweisung und Vergeltung: „Wer die ländliche Ordnung stört, verletzt das Gewebe der Gemeinschaft, gefährdet das Leben und Überleben.“ Letztendlich kommt alles ins Reine, wie es im Dorf eben sein muss, damit alles seine Ordnung hat.
Mein Fazit: 'Schneesterben' ist kein gewöhnlicher Krimi. Nach der sich etwas in die Länge ziehenden Eingangsphase entwickelte sich die Geschichte hochdynamisch und spannungsgeladen, so dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mochte.