Peking, Ende der achtziger Jahre: Drei ungleiche Freunde wachsen im gleichen Häuserblock auf. Ruyu, ein streng katholisch erzogenes Waisenmädchen aus der Provinz, und die wohlhabenden, aber vernachlässigten Boyang und Moran. Doch als eine weitere Freundin, Shaoai, vergiftet wird und ins Koma fällt, geht ihre Freundschaft auseinander. Shaoai hatte mit dem Tiananmen-Aufstand sympathisiert, der Vorfall wird nicht geklärt. Boyang macht danach im modernen China als Geschäftsmann Karriere und bleibt doch ähnlich heimatlos wie Ruyu und Moran nach ihrer Emigration in die USA. Als nach zwanzig Jahren die Nachricht vom Tod Shaoais kommt, holt sie alle die verdrängte Vergangenheit wieder ein.
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Chancen, ins Chinesische übersetzt zu werden, hat der Roman von Yiyun Li laut Thorsten Keller kaum. Dafür scheint er Keller zu pessimistisch, zu kritisch gegenüber China und einer zwischen Repression und Raubtierkapitalismus gefangenen Generation, meint er. Wie die in den USA lebende Autorin die Leben ihrer vier jungen Hauptfiguren aus den Ereignissen um das Massaker von Tiananmen heraus entwickelt, in Rückblenden auffächert und mit dem laut Rezensent deutlichen Hinweis auf die Unzuverlässigkeit der Erinnerung dem Leser darbietet, findet Keller imposant. Dass Lis Helden jedes Mitgefühl abgeht, setzt ihm zwar zu, macht die Lektüre für ihn jedoch auch zu einer erhellenden Erfahrung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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