Forschungsarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Kulturwissenschaften - Allgemeines und Begriffe, Note: "-", Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Philosophische Fakultät), Sprache: Deutsch, Abstract: Die "Neue Frau": ein Konstrukt der Medien Man könnte vermuten, dass dieser Typus einer modernen Frau im Grunde eine Erfindung der Medien (Film, Rundfunk, Zeitschriften, Werbung), d. h. ein künstlich erzeugtes Leitbild bzw. ein "Konstrukt" gewesen ist, das man für ganze Heerscharen von jungen aufstrebenden Frauen unter dem Gesichtspunkt der kommerziellen Vermarktung geschaffen hat und das von der zeitgenössischen Literatur bereitwillig aufgegriffen wurde, weil man auf ein aufnahmebereites Lesepublikum setzte. Dies gilt zum Beispiel für den Roman "Das kunstseidene Mädchen" (1932) von Irmgard Keun, der ein grandioser Verkaufserfolg wurde. Dessen Protagonistin arbeitet als Stenotypistin und träumt von einer großen Karriere als Schauspielerin. Sie verkörpert die Sehnsucht vieler junger Frauen dieser Zeit und wird zu einem beliebten Identifikationsmodell. Das traditionelle Frauenbild und neue Frauentypen Man gelangt zu einer realistischen Einschätzung dieses Phänomens, wenn man sich vergegenwärtigt, dass in den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts das traditionelle Frauenbild, das sich bis zum Ende der Kaiserzeit erhalten hatte, grundsätzlich in Frage gestellt wurde. Dieses überholte Frauenbild wurde jedoch nicht durch ein einheitliches, alle gesellschaftlichen Bereiche umfassendes neues Bild der Frau abgelöst. Vielmehr nutzten viele Frauen der 20er Jahre im Zuge der Demokratisierung und des gesellschaftlichen Wertewandels neu gewonnene Entfaltungsmöglichkeiten und entwickelten dabei Erfindungsreichtum und Experimentierfreude. Dies führte zu einer Vielzahl neuer Frauentypen, die in Filmen, in Zeitschriften oder auf Werbeplakaten als "Girl", "Flapper", "Garςonne", "Vamp" (" femme fatale") oder auch als "Dame" große Verbreitung fanden und zu beliebten Motiven von Künstlern, Fotografen, Filmemachern, Werbefachleuten und Literaten wurden. Doch die große Vielfalt an Möglichkeiten wirkte keineswegs nur beglückend, sondern erzeugte auch Unsicherheiten.