Magisterarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Deutsches Seminar der Neuphilologischen Fakultät), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Arbeit beschäftigt sich mit den vielfältigen Austauschprozessen zwischen ökonomischen und literarischen Diskursen am Beispiel der Romane "Das Jahr der Wunder" (2001) von Rainer Merkel und "Wenn wir sterben" (2002) von Ernst-Wilhelm Händler. Sie stellt die These auf, dass in der Literaturlandschaft seit Mitte der neunziger Jahre vermehrt Texte zum Vorschein treten, die der Wirtschaftswelt und ihren Sprech- und Wahrnehmungsweisen neue Aufmerksamkeit schenken und die gegenüber den eher marxistisch geprägten, literarischen Auseinandersetzung mit dem Ökonomischen in den siebziger Jahren auch literarisch-formal einen neuen, ambivalenteren Umgang mit dem ökonomischen Feld anstreben. Händlers und Merkels Texte bilden paradigmatische Fälle für dieses Phänomen. In einem methodischen Teil wird zunächst über die theoretischen Voraussetzungen reflektiert, auf deren Grundlage Parallelen zwischen Narration, Metaphern und sprachlichen Zeichen einerseits und der Logik monetärer Zeichen, der Ökonomie und des Tausches andererseits ausgemacht werden können. Der literarische Text wird in Anlehnung an den "New Historicism" als ein aus ökonomischen Diskursfäden gebildetes Gewebe erkennbar, das durch die Aneignung ökonomischer Sprechformationen und Theorien ein poetologisches Wissen über das Wirtschaftliche hervorbringt. Als theoretische Grundlagen dienen des Weiteren der amerikanische Forschungsansatz des "New Economic Criticism" (Woodmansee, McCloskey), der als interdisziplinärer Zugang den Dialog zwischen Wirtschafts- und Literatur- bzw. Kulturwissenschaften befördert, sowie Simmels Begriff des Monetären in seiner "Philosophie des Geldes". Bei der Analyse der Romane stehen zwei Fragen im Mittelpunkt, die sich dialektisch von zwei verschiedenen Perspektiven aus ergänzen: 1) Inwiefern beeinflusst die Auseinandersetzung mit dem wirtschaftlichen Diskurs in der Literatur das poetische Verfahren beider Texte und inwiefern können ökonomische Theorien und Konzepte für die Beschreibung der literarischen Strategien fruchtbar gemacht werden? 2) Wie werden im Gegenzug die Wirtschaftswelten der Romane durch literarische Strategien ästhetisiert? Und inwiefern lässt die Poesie durch diese Ästhetisierung des Ökonomischen die fiktionale, imaginäre Potentialität der Wirtschaft und des Geldes hervortreten und produziert somit ein spezifisch literarisches Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge?
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