Unterrichtsentwurf aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Didaktik - Geschichte, Note: 1,3, Staatliches Studienseminar für Lehrerausbildung Gera (Staatliches Studienseminar für Lehrerausbildung Gera/ Außenstelle Jena ), Sprache: Deutsch, Abstract: Will man den Schülern einen Einblick in die Epoche des "Deutschen Kaiserreiches" vermitteln, ist mit Stichworten wie "Bismarck", "Sozialgesetzgebung" oder "Imperialismus" wenig getan. Stattdessen bieten sich andere Arbeits- und Erlebnisbereiche an, die der Gesellschafts- und Mentalitätsgeschichte zuzuordnen sind, so z.B. Kindheitserinnerungen, Biographien oder Lesestücke. In der Lehrprobe habe ich mich für das Thema "Schule und Erziehung im Deutschen Kaiserreich" entschieden. Einerseits verdeutlicht dieses Thema einen Wirklichkeitsausschnitt der Repräsentation und Selbstdarstellung des Obrigkeitsstaates in den Bereichen Bildung und Erziehung. Anderseits ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, einen lebensnahen Eindruck vom Kaiserreich zu gewinnen, da der Gegenstandsbereich Schule und Erziehung an ihrer eigenen Erfahrungswelt unmittelbar anknüpft. Dadurch wird sowohl der inhaltlichen als auch methodischen Vorgabe des Thüringer Lehrplans Rechnung getragen: Erstens den Themenbereich "Gesellschaft im Kaiserreich" zu berücksichtigen. Zweitens durch die Beurteilung und Reflexion historischer Sachverhalte unter Beachtung von Zeitbedingtheit und Standortgebundenheit, deren Bedeutsamkeit für die Gegenwart zu erkennen und darzustellen. Ausgangspunkt der Lehrprobenstunde ist die Kaiserproklamation im Spiegelsaal des Schlosses Versailles am 18.1.1871. In dieser fand der unermüdliche Weg der deutschen Reichseinigung seinen Abschluss. Auch nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 setzte sich diese Entwicklung kontinuierlich fort und verstärkte sich sogar noch. Die Schule wurde zu einem wesentlichen "Teil der politisch-sozialen wie kulturell-moralischen Ordnung" und Schulpolitik war integrierter Bestandteil der Tagespolitik. Der Unterricht hatte dabei den obrigkeitsstaatlichen Erziehungsmethoden und -inhalten zu entsprechen. Da sich Kaiser Wilhelm II. auch als Schulkaiser profilieren wollte, unterstützte er zwar eine gewisse Modernisierung des Schulsystems, jedoch nur so weit von ihr keine Gefährdung bestehender Herrschaftsstrukturen drohte. Deutlich wird dies in der kaiserlichen "allerhöchsten Ordre" vom 1. Mai 1889, die festlegt, dass Schulen "in erster Linie Grundlagen für eine gesunde Auffassung auch der staatlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse zu legen haben." Aufgrund ihrer aussagekräftigen und zukunftsweisenden Bedeutung ist dieses Schriftstück von den Schülern in der Lehrprobe auch zu bearbeiten.
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