1945: Der Krieg ist zu Ende, und die Siegermächte machen sich an eine Neuordnung Deutschlands. Doch ein kleines Fleckchen Erde namens Schwarzenberg wird dabei einfach vergessen. Die Einwohner nutzen die Chance, ihre Zukunft selbst zu gestalten – und so entsteht in der kargen Landschaft des Erzgebirges eine kleine freie deutsche Republik. Doch der Versuch, auf Dauer eine Demokratie einzurichten, die diesen Namen verdient, glückt nicht: Nur allzu bald wird die Republik Schwarzenberg von der Politik der Großmächte eingeholt.
Ein faszinierendes und packend erzähltes Gedankenspiel und eine Utopie, die beinahe Wirklichkeit geworden wäre.
Ein faszinierendes und packend erzähltes Gedankenspiel und eine Utopie, die beinahe Wirklichkeit geworden wäre.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.06.2019NEUE TASCHENBÜCHER
Eine Utopie für
42 Tage
„Die Republik Schwarzenberg ist nicht mehr auffindbar.“ Kein schlechter erster Satz. Der Roman, der so beginnt und dann die nicht mehr auffindbare Republik wieder zum Leben erweckt, entstand in den frühen Achtzigerjahren in der DDR. Erscheinen konnte er dort erst 1990, nach dem Fall der Mauer. Stefan Heym, gebürtiger Chemnitzer, kannte den sächsischen Teil des Erzgebirges, in dem nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 ein kleines Gebiet weder von den Amerikanern noch von der Roten Armee besetzt worden war. „Schwarzenberg“ setzt den 42 Tagen ein Denkmal, in denen hier ein antifaschistischer Aktionsausschuss die Macht übernahm. Zum Mikrokosmos der nicht mehr auffindbaren Utopie eines Zusammenspiels von Basisdemokratie und Sozialismus, den der Roman entfaltete, gehören untergetauchte lokale NS-Machthaber und ihre Opfer, russische und amerikanische Offiziere, traumatisierte Entkommene der Dresdner Bombennacht und Nutznießer der Vertreibung der Juden. Die Neuauflage ist eine ideale Lektüre im Jahr der Grundgesetzfeiern, sächsischer Landtagswahlen und des Jubiläums „30 Jahre Mauerfall“.
LOTHAR MÜLLER
Stefan Heym:
Schwarzenberg. Roman. Penguin Verlag,
München 2019.
272 Seiten, 12 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Eine Utopie für
42 Tage
„Die Republik Schwarzenberg ist nicht mehr auffindbar.“ Kein schlechter erster Satz. Der Roman, der so beginnt und dann die nicht mehr auffindbare Republik wieder zum Leben erweckt, entstand in den frühen Achtzigerjahren in der DDR. Erscheinen konnte er dort erst 1990, nach dem Fall der Mauer. Stefan Heym, gebürtiger Chemnitzer, kannte den sächsischen Teil des Erzgebirges, in dem nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 ein kleines Gebiet weder von den Amerikanern noch von der Roten Armee besetzt worden war. „Schwarzenberg“ setzt den 42 Tagen ein Denkmal, in denen hier ein antifaschistischer Aktionsausschuss die Macht übernahm. Zum Mikrokosmos der nicht mehr auffindbaren Utopie eines Zusammenspiels von Basisdemokratie und Sozialismus, den der Roman entfaltete, gehören untergetauchte lokale NS-Machthaber und ihre Opfer, russische und amerikanische Offiziere, traumatisierte Entkommene der Dresdner Bombennacht und Nutznießer der Vertreibung der Juden. Die Neuauflage ist eine ideale Lektüre im Jahr der Grundgesetzfeiern, sächsischer Landtagswahlen und des Jubiläums „30 Jahre Mauerfall“.
LOTHAR MÜLLER
Stefan Heym:
Schwarzenberg. Roman. Penguin Verlag,
München 2019.
272 Seiten, 12 Euro.
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»Heym war der wohl bedeutendste 'oppositionelle Autor' in der früheren DDR.« F. A. Z.