Hamburg, 1923. Klara Schindler ist neunzehn und hat ihre kleinbürgerliche Zukunft hingeschmissen, nachdem ihr Vater sie in den Armen der Klavierlehrerin erwischt hat. Nun lebt sie in einem düsteren Kellerloch in Hamburg-Barmbek, geht stempeln oder schlägt sich als Tagelöhnerin durch. Ohne Klavier, aber mit revolutionärer Begeisterung. Denn es herrschen Hyperinflation, Hunger und Arbeitslosigkeit, immer wieder wird gestreikt, und eine neue, bessere Gesellschaft scheint so dringend nötig wie greifbar. Klara begeistert mit ihrem Redetalent die Jugend für die KPD, sie selbst ist begeistert von Ketty Guttmann, KPD-Abgeordnete, Frauenrechtlerin und Journalistin. Ketty gibt eine Zeitschrift zur Organisation der Sexarbeiterinnen auf St. Pauli heraus und ist auch sonst ganz anders als die moskauhörigen Parteioberen, die Klara kennt. Klara schwärmt für Ketty, aber verliebt ist sie in Selma, die als Taschendiebin und Schein-Prostituierte wohlhabende Männer ausraubt und überhaupt keine Lust auf Fabrikarbeit hat. Ihre Lebenslust steckt Klara an. Doch in Hamburg geht der »Schnitter« um, der Prostituierte angreift. Eines Tages erwischt er auch Selma, und überhaupt scheint er seine Opfer verstärkt in Klaras Freundeskreis zu suchen. Als auch Ketty überfallen wird, ahnt Klara, in welcher Gefahr sie selbst schwebt. Der ersehnte Aufstand in Barmbek wird zur blutigen Katastrophe und Ketty flüchtet nach Moskau. Ein Jahr später kommt sie zurück, desillusioniert und voller Wut auf die deutschen Kommunisten. Klara muss sich entscheiden. Doch auch der »Schnitter« ist wieder aufgetaucht ...
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Sonja Hartl freut sich, dass Robert Brack in seinen Krimis immer wieder Frauen in den Mittelpunkt stellt. So auch in seinem neuen Buch, das eine Art Prequel zu den anderen Romanen um die Hamburger Reporterin Klara Schindler darstellt, wie Hartl erklärt. Schindler ist der in den 1920er Jahren spielenden Geschichte 17 Jahre alt, ist politisch engagiert und macht erste Schreibversuche, so Hartl. Anders als Babylon Berlin zeichnet der Autor die 20er nicht als endlose Party, sondern stellt seine Darstellung der Hamburger Arbeiterschaft auf gut recherchierte Füße, lobt die Rezensentin. Spannend ist das allemal, meint sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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