Haiti macht üblicherweise durch Naturkatastrophen oder politische Unruhen von sich reden - was die Literatur angeht, hatte ich es bisher noch nicht auf dem Schirm. Das wird sich allerdings nach der Lektüre des Kriminalromans „Schweinezeiten“ von Gary Victor ändern.
Der Autor, gebürtiger
Haitianer, hat eine Ausbildung zum Agronomen absolviert, als hoher Beamter für die Regierung gearbeitet -…mehrHaiti macht üblicherweise durch Naturkatastrophen oder politische Unruhen von sich reden - was die Literatur angeht, hatte ich es bisher noch nicht auf dem Schirm. Das wird sich allerdings nach der Lektüre des Kriminalromans „Schweinezeiten“ von Gary Victor ändern.
Der Autor, gebürtiger Haitianer, hat eine Ausbildung zum Agronomen absolviert, als hoher Beamter für die Regierung gearbeitet - unter anderem als Generaldirektor des Kultusministeriums - und zählt zu den bekanntesten Schriftstellern seines Heimatlandes. In der deutschen Übersetzung liegen bisher von ihm „Der Blutchor“ (Erzählungen, 2007) und „Schweinezeiten“, beide im Litradukt Verlag erschienen, vor.
Dieuswalwe Azémar arbeitet als Inspektor bei der Polizei in Port-au-Prince. Er ist ein Mann mit Moral und Prinzipien und unterscheidet sich deshalb auch elementar von seinen Kollegen, die für einen Gefallen schon mal die Hand aufhalten oder die Seiten wechseln, wie es auch sein ehemaliger Partner Colin getan hat. Aber seit dieser für einen amerikanischen Pharma-Giganten arbeitet, hat sich sein äußeres Erscheinungsbild radikal verändert. Voodoo? Oder doch vielleicht etwas anderes?
Azémar hadert mit dem Leben, das das marode Haiti seinen Bewohner bietet und erträgt es nur noch im Vollrausch: die Armut, das politische System, die Korruption, die alle Bereiche des öffentlichen Lebens bestimmt und die imperialistischen US-Konzerne, die das Land und seine Bewohner ausbeuten.
Um seiner kleinen Tochter Mireya eine Zukunft bieten zu können, sieht er nur noch die Chance, sie für eine Adoption außer Landes zu schaffen, wobei ihm ein christlicher Orden, die „Kirche vom Blut der Apostel“, Unterstützung anbietet. Als der Inspektor aber dahinterkommt, wer die Hintermänner dieser Organisation sind und welchen Zweck sie wirklich verfolgen, schüttelt er seine Lethargie ab und zieht wie ein Berserker in den Kampf…
Ein dunkles, melancholisches Bild, das Gary Victor in „Schweinezeiten“ von seinem Heimatland zeichnet, aber trotz der ernsthaften Thematik und der kompromisslosen Sprache kommt der Roman nicht schwerblütig sondern eher karibisch leicht daher, was mit Sicherheit auch an dem rabenschwarzen Humor des Autors liegt, der immer wieder durchblitzt.
Sozialkritik spannend verpackt – nachdrückliche Leseempfehlung meinerseits!