Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Sprache: Deutsch, Abstract: „Such alle meine Briefe ...“; Dieser Aufforderung Rahels musste zweimal nachgekommen werden. Zunächst von ihrem Mann, Karl August Varnhagen von Ense, der ihrer Bitte, wie allgemein bekannt ist, gerne und sehr akribisch nachkam und die gesammelten und geordneten Briefe schließlich der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin vermachte. Im zweiten Weltkrieg aber wurden, nach schweren Luftangriffen auf Berlin, Teile der Bibliothek, darunter die Sammlung Varnhagens mit den Briefen Rahels, in ein Benediktinerkloster im damaligen Grüssau in Niederschlesien ausgelagert. Aus Grüssau, nach dem Krieg an Polen gefallen und Kreszow genannt, wurden die ausgelagerten Bestände nach Warschau transportiert und von den polnischen Behörden, als Ersatz für eigene schwere Verluste, zum Staatseigentum erklärt. Erst 1977 aber wird diese Tatsache von der polnischen Regierung öffentlich gemacht und noch einige Jahre vergehen, bis sie die freie Nutzung zulässt. Die gesammelten Briefe Rahel Varnhagens sind also erst seit gut 20 Jahren wieder zugänglich und damit auch neuere Forschung, die über die im „Buch des Andenkens“ abgedruckten Briefe hinausgeht, möglich. Dies gilt auch und insbesondere für den Briefwechsel mit Rahels Bruder Liepmann alias Ludwig Robert. Die frühere Forschung hat sich ihm kaum gewidmet, im Buch des Andenkens sind nur 27 Briefen Rahels an ihren Bruder vertreten, und auch in aktuellen Biographien Rahel Varnhagens wird Ludwig kaum Raum zugestanden. Näheres hierzu unter Punkt 2.1. Erst 2001 kam der gesamte auffindbare Briefwechsel, editiert und herausgegeben von Consolina Vigliero, auf den Buchmarkt. Zum ersten Mal liegt seitdem ein annähernd vollständiger Briefwechsel des Geschwisterpaares dem interessierten Leser vor und erlaubt eingehende Untersuchungen ohne dafür nach Krakau, wo die Briefe lagern, reisen und sich durch Zettelkästen mit den handschriftlichen Briefen arbeiten zu müssen. Obwohl immer noch unvollständig, macht er eine andere, sehr viel differenziertere, wahrscheinlich auch viel positivere Sicht auf das Verhältnis der Geschwister möglich, als sie bisher in der Forschung besteht.