Das Christentum wird meist als eine Religion der 'Lebensbejahung' präsentiert. In ihrer formativen Frühphase war die christliche Theologie jedoch massiv von manichäisch-weltablehnenden Ideen beeinflusst, die in deutlichem Kontrast zum in der mosaischen Tradition durchaus vorhandenen 'Schöpfungslob' standen. Dieser Widerspruch prägte das Menschenbild der katholischen Kirche, auch deren Umgang mit Emotionalität und Gesundheit. Als Reaktion auf die Herausforderung der Reformation kam es im Katholizismus zu einer 'inneren Mission' zur Propagierung von Askese und Disziplin aller 'Gläubigen'. Die 'katholische Reform' betrieb dabei die Ausweitung der im Mönchtum schon lange elaborierten Postulate einer rigorosen Seelenführung - als engmaschige 'pastorale' Lenkung durch Obere einerseits, als permanente Selbstkontrolle des 'Frommen' andererseits. Die Forderung nach strikter Affektregulation nahm einen zentralen Stellenwert ein. Dies hatte weitreichende Folgen auch für die vom Klerus propagierten Vorstellungen von seelischer und leiblicher Gesundheit. Carlos Watzka erörtert die Ausgestaltung eines solchen geistlichen Diskurses der Diätetik der Affekte für den bayrisch-österreichischen Raum vom frühen 16. bis zum späten 18. Jahrhundert. Carlos Watzka hat Soziologie und Geschichte studiert und ist als assoziierter Professor am Department für Psychotherapiewissenschaft der Sigmund Freud Privatuniversität Linz tätig. Forschungsschwerpunkte: Gesundheitssoziologie, Mentalitätsgeschichte, Geschichte des Umgangs mit psychischer Devianz bzw. psychischer Erkrankung, Versorgungsforschung, Suizidforschung, Professionssoziologie.
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