Pariser Avantgarde trifft Niederrhein In ihrem neuen Roman verwebt Anne Gesthuysen eine ungewöhnliche Familiengeschichte mit dem spektakulären Leben einer französischen Malerin. Eine Expedition auf den Spuren eines geheimnisvollen Gemäldes wird zur letzten Reise eines ungewöhnlichen Trios. Als Lilie erfährt, dass der Vater ihrer Freundin Hanna schwer erkrankt ist, will sie sich umgehend auf den Weg an den Niederrhein machen, zu den beiden Menschen, die sie bereits vor vielen Jahren zur Ersatzfamilie erkoren hat. Doch in ihrer Pariser Wohnung erwischt sie einen Einbrecher, der ausgerechnet ein altes Bild klauen will, das bislang höchstens sentimentalen Wert für sie besaß. Der Eindringling entkommt, und Lilie findet einen mysteriösen Brief einer Frau namens Georgette Agutte im Bilderrahmen. Da sie weiß, wie sehr Hannas Vater Geheimnisse liebt, nimmt sie das ramponierte Bild und den Brief kurzerhand mit nach Xanten. Als ein Restaurator weitere rätselhafte Entdeckungen macht, drängt Hannas Vater auf eine letzte gemeinsame Reise. Die drei begeben sich auf Spurensuche bis nach Frankreich und auf die Antillen und finden mehr über das faszinierende Leben der Malerin heraus, die Lilies Ururgroßtante war. Über ihre ungewöhnliche Kunstkarriere, ihre bedingungslose Liebe zum sozialistischen Minister Marcel Sembat, über ihre innige Freundschaft zu Matisse, den sie schon förderte, noch bevor er in der Kunstwelt anerkannt wurde, über ihre Abenteuer unter den Künstlern und Politikern im Paris der Belle Époque. Die Geschichte einer in Vergessenheit geratenen Malerin verbindet sich mit einer so anrührenden wie tröstlichen Reise des Abschieds. So witzig, traurig und verrückt wie das Leben selbst.
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buecher-magazin.dePariser Chic trifft auf deutsche Spießigkeit: Als die Französin Lilie für ein Auslandssemester im niederrheinischen Dorf Xanten landete, war sie vom Kulturclash überfordert. Deftiges Essen, Karnevalsfeste und echtes Familienleben waren für die Tochter einer alleinerziehenden Mutter gewöhnungsbedürftig. Damals, Mitte der 1980er-Jahre, hätte Lilie nicht zu glauben gewagt, dass ihr diese Familie ein Leben lang bleiben würde. Inzwischen, 20 Jahre später, ist Hanna wie eine wahre Schwester geworden und Hermann wie ein echter Vater - dessen zeitnahen Verlust sie nun fürchtet. Er ist an Krebs erkrankt. Lilies Besuch in Xanten wird ungeplant zu einem Abenteuer: Kurz vor ihrer Abreise aus Paris wird Lilie ausgeraubt. Die Täter hatten es auf ein wertvolles Erbstück abgesehen, ein Gemälde ihrer Ururgroßtante, einer Malerin, die mit Matisse und Pissarro befreundet war. Als Lilie Hermann von dem Verbrechen erzählt, will dieser den Kunstkrimi trotz seiner Krankheit unbedingt lösen. Anne Gesthuysen lässt ihre drei Helden nach Frankreich reisen, um sich als Detektive aufzuspielen. Sie baut ihren Roman auf zwei Ebenen auf und wechselt geschickt die Kapitel um Lilie, Hanna und Hermann mit Rückblenden in die Belle Époque ab. Ein detailliertes, spannendes und anrührendes Buch.
© BÜCHERmagazin, Emily Walton
© BÜCHERmagazin, Emily Walton
»Berührend. Und sehr lesenswert.« Brigitte 20151222