Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2, Universität Regensburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Gerade in Phasen akuter, kriegerischer Konflikte, wie der Zeit der Kreuzzüge, zu deren Zeit der Pfaffe Konrad die deutsche Fassung des Rolandslieds verfasste, ist die Bedeutung der negativen Identität im Vergleich zu Friedenszeiten erhöht. Die Wahrnehmung des Gegenüber wird dann zum reinen Feindbild reduziert. Man selbst grenzt sich ganz entschieden von diesem ab. Solche Auseinandersetzungen rufen also voneinander abhängige Selbst- und Feindbilder hervor. Diese Bilder verfestigen sich so, dass sie über längere Zeit hinweg stabil bleiben und sich nur schwer ändern. Beim Feindbild handelt es sich um handlungsleitende Eigenschaften des Gegners, über dessen langfristige Absichten und Fähigkeiten, das Selbstbild hegt jede Seite von sich selbst, wobei das sowieso schon strahlende, ideale Bild oft verherrlicht wird. Diese Wahrnehmungsmuster sind hierbei jedoch nicht der Grund für den Konflikt, sondern eine logische Folge der Grundauseinandersetzung. Die Gegnerwahrnehmung wird im Laufe der Zeit sogar noch dauernd verstärkt und erneuert. Dadurch werden die Feindbilder noch verstärkt und nähren den Konflikt immer wieder aufs Neue. Auch im Rolandslied ist das Selbst- und Feindbild klar definiert: Als Selbstbild beschreibt Konrad die unfehlbaren Christen, die todesmutig für Gott in den Kreuzzug gegen alle Gegner ihres Glauben ziehen, das Feindbild zeigt die frevelhaften, feigen Heiden, von deren Verhalten sich die Gottesritter deutlich abgrenzen. Die offensichtlichsten Unterschiede werden von Konrad also in Bezug der Heiden und Christen auf ihre Götter bzw. Gott aufgezeichnet. Darauf soll nun hier genauer eingegangen werden.
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