Selfie ist der neue Begriff für ein altes Phänomen, das Selbstportra¨t. Von Beginn an diente die Portra¨tierung der eigenen Person einem bestimmten Zweck, der Inszenierung des Selbst, einhergehend mit der Demonstration von Macht und dem Wunsch zu Imponieren. Dieses Bestreben reicht bis in die heutige Zeit und kann auch auf dem Selfie beobachtet werden. Bei genauerer Betrachtung gibt es aber weitaus mehr zu entdecken und die Motivation zur Erstellung dieser Bilder ist wesentlich vielfältiger. Die visuelle Inszenierung erfolgt hier anhand gesellschaftlicher und kultureller Normvorstellungen im Sinne einer Idealisierung. Solche Normen und Wertvorstellungen gelten auch in Bezug auf ethische Prinzipien, welche jedoch für das Selfie nicht zwangsläufig einen Rahmen bilden. Aktuelle Erkenntnisse hinsichtlich der Deutung und Analyse von Bildern eröffnen neue Perspektiven und Interpretationsmo¨glichkeiten. Die folgende Untersuchung ist eine theoretische Abhandlung, welche das Phänomen des Selfies in bereits länger diskutierte Themengebiete wie die Selbstdarstellung im Alltag, das Impression Management, aber auch die philosophischen Theorien zur ästhetischen Wahrnehmung einordnet.