Ich gehöre zu den Menschen, die sich von Büchercovern beeinflussen lassen. Ich greife durchaus mal zu, ohne mich über den Inhalt zu informieren. Einfach, weil die Gestaltung und/oder der Titel mich ansprechen. Auf der anderen Seite lehne ich Bücher aus denselben Gründen ab. Weil ich mir einbilde,
dass die Aufmachung mir genug Informationen gibt, um beurteilen zu können, dass sie mir nicht gefallen…mehrIch gehöre zu den Menschen, die sich von Büchercovern beeinflussen lassen. Ich greife durchaus mal zu, ohne mich über den Inhalt zu informieren. Einfach, weil die Gestaltung und/oder der Titel mich ansprechen. Auf der anderen Seite lehne ich Bücher aus denselben Gründen ab. Weil ich mir einbilde, dass die Aufmachung mir genug Informationen gibt, um beurteilen zu können, dass sie mir nicht gefallen werden. Zu letzterer Kategorie gehört auch Charlotte von Feyerabends „Selma Lagerlöf – sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson“. Nicht, dass das Titelbild nicht hübsch wäre, aber für mich schreit es „Frauenliteratur“ (was immer das sein soll) und „seichte Unterhaltung“. Beides keine Attribute, für die ich mich sonderlich erwärme. Was mich dann aber doch hat schwach werden lassen, war, dass es um Selma Lagerlöf ging. Selma Lagerlöf, die Grand Dame der schwedischen Literatur, die in Deutschland, mit Ausnahme von „Nils Holgersson“ und vielleicht noch „Gösta Berling“, an Bekanntheit verloren zu haben scheint. Ich selbst habe von ihr bisher, abgesehen von „Nils Holgersson“, nur „Jerusalem“ und „Liljecronas Heimat“ gelesen, beide zufällig, weil sie in unserer Stadtbibliothek vorhanden waren. Beide haben mir gut gefallen und mich neugierig auf die Frau hinter den Geschichten gemacht.
Feyerabend beginnt ihre Erzählung mit dem Verkauf von Lagerlöfs Elternhaus 1890. Zu diesem Zeitpunkt ist Selma bereits über 30, hatte ihre ersten literarischen Erfolge, arbeitet aber noch als Lehrerin, um ihren Unterhalt zu verdienen. Von hier aus folgen wir ihr durch die Jahre ihres wachsenden Ruhmes, der sie später zur ersten Frau machen wird, die den Nobelpreis für Literatur erhält, und zum ersten weiblichen Mitglied der Schwedischen Akademie. Aber natürlich ist auch Selma Lagerlöf mehr, als nur Autorin. Sie reist viel, betätigt sich als Gutsherrin zweier Höfe, adoptiert einen Jungen aus armen Verhältnissen. Sie engagiert sich sozial und politisch und nutzt ihren Bekanntheitsgrad, um anderen zu helfen. Einen großen Raum gibt Feyerabend auch Selmas Beziehungen zu Sophie Elkan und Valborg Olander, den beiden Frauen, die ihr, in einer Zeit, in denen gleichgeschlechtliche Liebe verboten war, trotzdem immer den Rücken freigehalten und sie in all ihrem Tun unterstützt haben.
Was man dem Roman anmerkt, ist die große Nähe der Autorin zum Thema. Sie hat viel Zeit, Recherche, aber vor allem Herzblut in dieses Buch gelegt, und das überträgt sich auf den Leser. Feyerabend kommt aus dem wissenschaftlichen Bereich, das merkt man. Sie bedient sich vieler Originalquellen, belegt akribisch alles mit Quellenangaben und verweist deutlich auf jene Stellen, an denen sie sich literarische Freiheiten genommen hat. Gerade letzteres fand ich ungewöhnlich, aber sinnvoll, da es einem die ewige Frage nach Wahrheit und Dichtung, die biografische Romane nun mal immer umschwebt, erspart hat. Die dramaturgische Notwendigkeit dieser Änderungen hat sich mir allerdings nicht immer erschlossen.
Aber erinnern wir uns an meine anfangs erwähntes Vorurteil diesem Buch gegenüber. Habe ich falsch gelegen? Leider nicht ganz, denn stilistisch war „Selma Lagerlöf“ für mich nicht so einfach zu ertragen. Des Öfteren...eigentlich sehr oft...habe ich mich gefragt, ob Feyerabend den Ehrgeiz entwickelt hat, so viele Metaphern wie möglich in ihrem Skript unterzubringen. Alles war mir auch etwas zu flockig und blumig, manchmal bis hin zum Kindischen. Die Texte wirkten unbeholfen, unnatürlich und, gerade in den Dialogen, hölzern und gestelzt. Ich erwarte nicht zwangsläufig immer hohe Literatur, aber das lief dann doch zu weit an meinem Geschmack vorbei. Schade fand ich auch, dass die ersten 30 Jahre so gut wie gar keine Erwähnung fanden. Gerade die, die Lagerlöfs Liebe zu ihrem Land und Einstellungen zum Leben geprägt haben müssen.
Habe ich es bereut, dieses Buch gelesen zu haben? Eigentlich nicht, denn mein Wunsch, mehr über Selma Lagerlöf zu erfahren, hat sich letztendlich erfüllt. W