Feministische Einstiegslektüre
Laurie Penny ist eine der Autorinnen, die mich politisiert haben. "Unsagbare Dinge" und "Fleischmarkt" waren für mein gerade volljähriges Ich wahnsinnig wichtig, so wütend, trotzdem optimistisch.
Knapp 10 Jahre später interessierte mich, wie ich sie heute lese,
was ich nun von ihr mitnehmen könnte und mit diesen Erwartungen begann ich "Sexuelle Revolution".…mehrFeministische Einstiegslektüre
Laurie Penny ist eine der Autorinnen, die mich politisiert haben. "Unsagbare Dinge" und "Fleischmarkt" waren für mein gerade volljähriges Ich wahnsinnig wichtig, so wütend, trotzdem optimistisch.
Knapp 10 Jahre später interessierte mich, wie ich sie heute lese, was ich nun von ihr mitnehmen könnte und mit diesen Erwartungen begann ich "Sexuelle Revolution". Hinter diesen Erwartungen blieb das Buch für mich aber zurück und das vor allem, weil ich zunehmend merkte, dass ich Laurie Penny "entwachsen" bin.
Die Essays streifen viele Themen von Care Work über Objektifizierung, Misogynie und Terrorismus und die Verbindung von Sexismus und rechter Vorstellungswelt. Sie bieten damit einen breiten, lesenswerten Überblick.
Als Person, die sich mit diesem Thema aber bereits sehr intensiv befasst hat, bot mir das Buch wenig Neues, weil mir das meiste nicht mehr tief genug ging.
Penny schreibt aktivistisch, wütend, führt gekonnt beiläufig Grundlagentexte von Firestone über Marx bis Fraser und Pateman ein, und das ist stark von ihr, weil sie eine definitiv auch materialistisch geprägte Perspektive abbilden möchte. Damit wird sie aktivistische Personen abholen, die über die Essays hoffentlich Interesse an der älteren Theorie entwickeln. Ihre Wut spricht auch mir aus dem Herzen, viele Sätze habe ich mir angestrichen, weil sie einfach on point sind. Die Übersetzerin Anne Emmert hat erneut Pennys Kraft und Wortgewalt gekonnt mit ins Deutsche übertragen.
Aber trotzdem habe ich mich über Wochen immer wieder daran erinnern müssen, weiterzulesen. Es konnte mich einfach nicht mehr so mitreißen, weil ich einiges repetitiv und zu ausschweifend fand. Gerade die zweite Hälfte war aber deutlich stärker, etwa die Auseinandersetzung mit der Verbindung von Terrorismus und Misogynie oder der wiederholteFokus auf kapitalistische Logik und anerzogene männliche Unmündigkeit.
Eine abschließende Bewertung fällt mir deshalb nicht leicht - ich verstehe noch immer den Reiz, aber ich bin nicht mehr die Zielgruppe.