In diesem Buch wird aus einer systemtheoretischen Perspektive mittels einer empirischen Analyse die Auswirkungen des Schiffes als totale Institution auf dessen Sicherheit untersucht. Der Fokus liegt auf einer Herausarbeitung spezifischer Dynamiken des sozialen Miteinanders zwischen den Besatzungsmitgliedern eines Schiffes und ihrer Folgen für Sicherheit und mögliche Risikopotenziale. Grundlage der Analyse bilden qualitativ erhobene Interviews mit Seefahrenden. Mit den Erzählungen der Seefahrenden über ihr Leben und Arbeiten an Bord wird argumentiert, dass sich informale Verhaltenserwartungen innerhalb der Seemannschaft etablieren, die ein Maß an erfahrungsbasierter Sicherheit gewährleisten, die keine Programmvorschrift erreichen kann. Es wird deutlich gemacht, dass die Verhaltenserwartungen der Seemannschaft notwendig sind, um auf die widersprüchlichen Erwartungen mit denen das Schiff als Organisation konfrontiert ist, reagieren zu können. Die Seemannschaft – aus dem Verständnis derSeefahrenden – wird damit zum Schlüsselbegriff für den Erhalt der Organisation.