Dass der gebürtige Russe W. S. nach vielen russischen Liedern auch auf Deutsch schreibt, ist beachtlich. Wie heißt es doch: Deutsche Sprache, schwere Sprache. Und dar-in bringt er es aber zu überraschenden Kombinationen und unverbrauchten Bildern, etwa: Augen wie Scharten, stöhnende Reifen. Seine Verse atmen Sehnsucht und Melancholie, handeln von Schicksalsschlägen, Abschieden, Liebesenttäuschungen. Trotzdem erscheint das Leben nicht aussichtslos, wie in dem Lied: "Die Blume am Fenster". Da ist die Rede von Körpern, die zu Asche und Staub werden. Doch dann bricht ein Tag voller Hoffnung an. Zuweilen entfalten die Träume ihre Flügel und tragen uns mit davon. Manchmal wird der Autor geradezu philosophisch. Bei "Die Flügel unserer Hoffnung" musste ich an Büchners "Woyzeck" denken, wo sich Gott auch nicht um die Menschen kümmert ... Darüber hinaus komponiert W.S. die Musik, und die Stimme trägt die Spuren von Zigaretten und Wodka und macht das Ganze noch ausdrucksvoller. Marianne Hyan