Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1-, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Sprache: Deutsch, Abstract: Genie oder selbst Neurotiker? Analytiker oder Autor? Wie auch immer man zur Person Sigmund Freud steht und wie überholt seine Lehren zum Teil auch mittlerweile sein mögen: Er ist - und das nicht nur anlässlich seines 150. Geburtstages - unvergessen und in aller Munde. Nach wie vor bewegt er nicht nur die Gemüter der Psychologen und Fachleute, sondern fasziniert auch unzählige Laien mit seinen Werken. Dies liegt nicht zuletzt an seinen herausragenden literarischen Fähigkeiten. So sehr der „große[r] Schriftsteller“ jedoch auch von allen Seiten mit Lob überhäuft wird „Der wohlgeformte Satz, das Geschick, mit Bild und Metapher umzugehen, sein erzählerisches Können, das lebendige Sichtbarwerden der Charaktere und die klare und sorgsame Führung des Lesers- das alles sind Prädikate des Freudschen Stils“ hat er durchaus auch Schwachpunkte. Diese Arbeit soll speziell seine vermeintlichen argumentativen Schwächen näher beleuchten und zeigen, dass genau jene eigentlich seine Stärken sind. Denn obwohl er, der „gewandte[n] Geschichtenerzähle[n]r“ , der eigentlich schon „fast druckreif“ spricht, angeblich selber nicht immer mit seinen Ausführungen zufrieden ist und sich sogar häufig bei seinen Lesern für seine nicht stringente Erzählweise entschuldigt, versteht Freud es sehr wohl, den Leser auch dann an die Hand zu nehmen und durch unwegsames Gelände zu führen, wenn nicht mal er selbst den Ausgang kennt. Der englische Kritiker Robert Holt warnt in seinen Anleitungen wie Freud zu lesen sei sogar ausdrücklich: “Seien Sie wohlwollend und skeptisch, wenn Freud von Beweisen spricht, die eine Angelegenheit „zweifellos“ geklärt haben sollen.“ Wie überzeugend Freud Glaubwürdigkeit konstruieren kann, soll im Hauptteil dieser Arbeit gezeigt und dabei insbesondere auf seine aktive Leserbindung und seine rhetorischen Stilmittel eingegangen werden. Als Textcorpus liegt „Aus der Geschichte einer infantilen Neurose - der „Wolfsmann“ zu Grunde. Doch „der Schriftsteller Freud ist vom Psychologen nicht zu trennen, niemand wird jenen ohne den diesen verstehen, und man hat es jederzeit mit seiner Lehre zu tun, wenn man sich mit seinen literarischen Fähigkeiten beschäftigt“. Daher beginnt diese Arbeit mit einem kurzen inhaltlichen Abriss der Krankengeschichte des „Wolfsmanns“ und wird über eine kurze Analyse des Freudschen Stils und seiner Argumentationsweise zeigen, dass Freud nicht nur ein brillanter Autor, sondern auch ein geschickter Blender ist. Allerdings ist es im Zuge dieser Arbeit nicht möglich, die Krankengeschichte für einen des Werks nicht kundigen Leser darzustellen. Dies würde den Rahmen der Arbeit sprengen und zu tief in Freuds Lehren einsteigen. Hier soll und wird die Sprache im Vordergrund stehen.