Dieser britische Literaturklassiker von George Eliot alias Mary Anne Evans ist im Vorfeld ihres 200. Geburtstags in einer edlen leinengebundenen Ausgabe erschienen. Die Geschichte beruht auf einem klassischen Handlungsschema. Ein Fremder ist vor 15 Jahren in das Dorf Raveloe gezogen und führt ein
Außenseiterdasein. Es handelt sich dabei um den jungen Leinweber Silas Marner, der in seiner Heimat…mehrDieser britische Literaturklassiker von George Eliot alias Mary Anne Evans ist im Vorfeld ihres 200. Geburtstags in einer edlen leinengebundenen Ausgabe erschienen. Die Geschichte beruht auf einem klassischen Handlungsschema. Ein Fremder ist vor 15 Jahren in das Dorf Raveloe gezogen und führt ein Außenseiterdasein. Es handelt sich dabei um den jungen Leinweber Silas Marner, der in seiner Heimat Lantern Yard von seinem besten Freund hintergangen und aus der Gemeinde ausgestoßen wurde. Nachdem er nicht nur seine Verlobte, sondern alles verloren hat, was ihm je etwas bedeutete, lebt er in völliger Isolation und schürt dadurch das Misstrauen der Dorfbewohner.
Die Figur ist nicht gerade ein Sympathieträger, doch durch Eliots sprachlicher Finesse und psychologischem Gespür kann man seinen Groll, seine Resignation und Isolation gut nachempfinden. Der Webstuhl ist ein treffendes Symbol, um die mechanische Tätigkeit und den monotonen Alltag zu verdeutlichen. Silas’ einziger Lebensinhalt ist seine Arbeit und die Mehrung seines Goldschatzes. Doch sogar dieser wird ihm eines Tages gestohlen, so dass er vor dem Nichts steht. Erst als er ein Findelkind vor der Tür vorfindet, nimmt sein Leben eine positive Wende.
George Eliot hat ihre Botschaft, auch nach mehrfachen tragischen Rückschlägen nicht den Glauben und das Vertrauen in die Welt zu verlieren, in eine bewegende Geschichte verpackt. Das Findelkind Eppie, das Silas Marner adoptiert und großzieht, beschert ihm eine zweite Chance und verwandelt seine Verzweiflung und seinen Hass auf die Mitmenschen allmählich in Liebe und Warmherzigkeit. Ein interessanter Zug der Autorin ist, dass nicht nur der Leinweber, sondern eine zweite zentrale Figur, die sich als Vater des Kindes zu erkennen gibt, ebenfalls eine Läuterung durchmacht. Gespannt verfolgt man das Schicksal der unterschiedlichen Charaktere und taucht dabei in das ländliche Leben Englands zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein.