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Der junge Leinenweber Silas Marner verliert durch eine Intrige seines besten Freundes nicht nur seine Verlobte, sondern auch seinen Platz in der Gemeinde. Er sieht sich gezwungen, seine nordenglische Heimat zu verlassen, und zieht in das kleine Bauerndorf Raveloe. Dort erwartet ihn, der auch hier zum Außenseiter wird, ein bescheidenes, von Arbeit geprägtes Dasein. Als ihm sein gesammelter Goldschatz und damit sein letzter Lebensinhalt genommen wird, scheint er endgültig ein gebrochener Mann. Doch auf wundersame Weise kommt ein Findelkind in sein Haus – und öffnet ihm die Augen für die…mehr

Produktbeschreibung
Der junge Leinenweber Silas Marner verliert durch eine Intrige seines besten Freundes nicht nur seine Verlobte, sondern auch seinen Platz in der Gemeinde. Er sieht sich gezwungen, seine nordenglische Heimat zu verlassen, und zieht in das kleine Bauerndorf Raveloe. Dort erwartet ihn, der auch hier zum Außenseiter wird, ein bescheidenes, von Arbeit geprägtes Dasein. Als ihm sein gesammelter Goldschatz und damit sein letzter Lebensinhalt genommen wird, scheint er endgültig ein gebrochener Mann. Doch auf wundersame Weise kommt ein Findelkind in sein Haus – und öffnet ihm die Augen für die Schönheit der Welt. Als sich der Vater des Mädchens zu erkennen gibt, droht dieses Glück aber erneut in Gefahr zu geraten … Mit erzählerischer Raffinesse und psychologischem Feingefühl verknüpft George Eliot die schicksalsträchtige Existenz ihrer Hauptfigur zu einer bewegenden Geschichte um die Licht- und Schattenseiten des Menschseins.
Autorenporträt
George Eliot (1819–1880), eigentlich Mary und erfolgreichsten Vertreterinnen des viktorianischen Romans. Neben Silas Marner, das erstmals 1861 veröffentlicht wurde, zählen auch Middlemarch und Die Mühle am Floss zu den Klassikern der englischen Literatur.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.11.2019

NEUE TASCHENBÜCHER
Leim und Liebe – George Eliots
bewegender Roman „Silas Marner“
Es ist, als drehten Mühlräder sich im Kopf von Mr. Macey, dem Küster des englischen Dorfes Raveloe. Da erzählt er von einer Hochzeit, der Männerrunde im Wirtshaus Rainbow, wo allabendlich die kleinsten Probleme besprochen werden und auch ein paar gewichtige, ohne dass es einen Unterschied gäbe dazwischen oder einen Übergang. Die Mühlsteine setzten sich in Bewegung nach einem Lapsus des Pfarrers bei einer Hochzeit: „Willst du diesen Mann zu deinem rechtmäßig angetrauten Eheweib nehmen?“, hatte er gefragt, und darauf fragte sich Mr. Macey, ob diese Trauung denn nun gültig sei. Was der Leim sei, der eine Ehe zusammenhält: „Macht’s jetzt der Sinn oder machen’s die Worte, dass zwei Leute verheiratet sind?“ Sein und Schein, innere und äußere Beziehung: dörfliche Debattenkultur Mitte des 19. Jahrhunderts.
Dann aber tritt Silas Marner in die Wirtsstube, und der hat ein schreckliches Problem, sein Geld ist weg, das er zusammensparte in jahrelanger Arbeit. Silas Marner ist ein Außenseiter, ein Loser, in seiner Jugend wurde er verjagt aus der Kirche vom Lantern Yard – ein falscher Verdacht, der Verrat eines Freundes, Verbitterung, Einsamkeit. Nur die zwei Beutel Goldguineen sind ihm Lebensinhalt.
Die Geschichte des Silas Marner ist ein großer intimer Roman der Erzählerin George Eliot – am 22. November ist ihr 200. Geburtstag –, bodenständig, ohne Pathos und Larmoyanz erzählt, mit Lust an Verzettelung im Detail, die ganz natürlich ins Komische wechselt. Manchmal erlebt Silas Marner Momente der Geistesabwesenheit, in denen aber Entscheidendes passiert – der „Zauberstab der Katalepsie“, moderne Form der Fatalität. Ein zweijähriges mutterloses Mädchen taucht bei ihm auf, dem er Vater werden kann, das, anstelle der Guineen, nun Mittelpunkt seines Lebens ist.
Was die Heirat des Mr. Macey angeht: Unsinn, hat später in der Sakristei der Pfarrer gesagt, „es kommt weder auf den Sinn an noch auf die Worte – es kommt aufs Heiratsregister an – das ist der Leim“. FRITZ GÖTTLER
George Eliot: Silas Marner. Der Weber von Raveloe. Roman. Aus dem Englischen von Elke Link und Sabine Roth. dtv, München 2019. 239 Seiten, 11,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Wer Mary Anne Evans alias George Eliot noch nie gelesen hat, sollte dies schleunigst nachholen, rät Gustav Seibt. Der Rezensent hält die britische Autorin nämlich für eine der wichtigsten englischen Literatinnen des 19. Jahrhunderts und ihre Geschichte vom Einsiedler Silas für ein Meisterwerk. In "Silas Marner" offenbart sie sich dem aufmerksamen Leser als "profunde Kennerin der deutschen Kultur" und ihre Religionskritik gründet sich auf eine tiefgreifende Beschäftigung mit Denkern wie Ludwig Feuerbach und David Friedrich Strauß, erklärt Seibt. Doch sie geht weiter als ihre deutschen Kollegen, lesen wir - verbindet Naturbeschreibungen und Religion mit sozialkritischer Gegenwartsanalyse a la Dickens und Schilderungen aus der Welt des Adels, die an Jane Austen denken lassen. Diese Mischung, so der Kritiker, ist so spannend zu lesen, dass George Eliot damit nicht nur damals Menschen jedes Standes und Charakters dafür begeistern konnte. Besonders interessierten Lesern ist das informative Nachwort in der neuen, hervorragend übersetzten Ausgabe ans Herz zu legen, meint Seibt. Nur der Anfang des Buches hätte wohl etwas mehr vom "Geist eines Stifter" vertragen können, findet Seibt.

© Perlentaucher Medien GmbH
Unter dem männlichen Pseudonym George Eliot wurde Mary Anne Evans berühmt und gilt heute als Wegbereiterin des Romans der Moderne. Regina Kusch Deutschlandfunk 20191122