Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Sprache: Deutsch, Abstract: „Neueste Kunsterkrankung, Verworrenheit der Psyche, wahnwitzige Gebilde der Phantasie, gemalter Unsinn, Ausgeburt eines defekten Gehirnhauses und ungereimter Unsinn“ – so, oder so ähnlich reagierte das zeitgenössische Publikum auf die Neuerscheinung des Gedichtes „An Anna Blume“ von Kurt Schwitters. Diese Reaktionen spiegeln zum einen die Missverständnisse und Aggressionen einer Gesellschaft wider, die sich an einer festgelegten Norm orientiert und keine Abweichung von dieser duldet. Zum anderen lassen diese die Absicht des Künstlers erahnen, diesen normierten Kunstbegriff in Frage zu stellen und das Publikum zu einer veränderten Sehweise herauszufordern. Dieser Veränderungswille formierte sich Anfang des 20. Jahrhunderts in einer neuen Kunstrichtung, die sich den Aufstand gegen die bürgerliche Kunst zum Programm machte und sich dada nannte. Ist „An Anne Blume“ ein dadaistisches Gedicht? Kurt Schwitters wird von den LiteraturwissenschaftlerInnen nur unter gewissen Vorbehalten ein Platz im Dadaismus eingeräumt, was zum einen daran liegt, dass Schwitters stärker in anderen, wenn auch verwandten Zusammenhängen gesehen wird (Konstruktivismus, konkrete, bzw. experimentelle Poesie), zum anderen daran, dass er sich ausdrücklich vom (v.a. Berliner) Dadaismus „zumindest soweit abzugrenzen versuchte, dass die eigene Kunstleistung wahrnehmbar wurde“3. Auf der anderen Seite stehen persönliche Beziehungen zu einigen Dadaisten und auch Schwitters bewusster Rückgriff auf den Dadaismus in theoretischer ebenso wie in praktischer Hinsicht. Die Auseinandersetzung mit dem Gedicht „An Anna Blume“ kann nur unter der Prämisse dieses ambivalenten Verhältnisses erfolgen. ...