Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (Institut für Germanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar: 'ich wil singen aber als ê': Mhd. Lyrik von ihren 'Anfängen' bis zum späten Mittelalter, Sprache: Deutsch, Abstract: „Der Tannhäuser, ein ‚Postmodernist‘ des 13. Jahrhunderts?“ Auch wenn Zuschreibungen zu dieser diffusen Epoche zur Farce avancieren, deutet Jürgen Kühnels zuletzt unbeantwortete Frage auf einen Wandel in der Rezeption des Tannhäusers hin. Viele Jahre als uninspirierter Minnesänger abgetan, erlebte sein Oeuvre eine Revision, die Bewertung seiner lyrischen Qualität eine Expansion. So beweist die neue Forschung seine literarische Legitimität – die Daseinsberechtigung eines Tannhäusers abseits der gleichnamigen Legende. Diese Arbeit reiht sich in diesen Diskurs ein und zeigt anhand einer Untersuchung des Leich IV die literarischen Dimensionen der Tannhäuser-Dichtung auf. Dabei wird auf Grundlage der Thesen von Claudia Händl und Thomas Cramer versucht, dem ersten „Nonsens-Gedicht“ der deutschen Literatur einen kommunikativen Sinn zuzuschreiben. Kapitel 2.1 schafft zunächst ein Grundlagenwissen über den historischen Tannhäuser. Diese Ausführungen stützen sich dabei auf die Thesen von Johannes Siebert – wobei sein Biographie-Versuch methodische Kritik zulässt und viele Eckdaten nicht wissenschaftlich bewiesen sind. Trotzdem soll eine verkürzte Darstellung seiner Hauptthesen zur Einleitung und zum Verständnis der folgenden Untersuchung dienen. Dabei gibt Kapitel 2.2 zunächst einen groben Überblick über das Oeuvre sowie die Rezeption des Tannhäuser. Kapitel 3. versucht eine definitorische Grundlage des ‚Leich‘-Begriffs zu geben, dieser wird dabei explizit auf den Tanzleich, wie wir ihn beim Tannhäuser finden, ausgerichtet. Mit Kapitel 3.1 beginnt die Untersuchung des Leich IV, zunächst mit einem Fokus auf die Thesen von Händl: Hier steht das vorgestellte fröide-Konzept im Zentrum der Analyse. Kapitel 3.2 erweitert daraufhin die interpretatorische Dimension um die Überlegungen von Cramer, die eine Sprachkritik im Text vermuten. Im Fazit werden die Ergebnisse zusammengefasst und resümiert, inwieweit der Leich IV trotz unterstelltem Unsinn doch kommunikativen Sinn besitzt.