Diplomarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Soziologie - Arbeit, Ausbildung, Organisation, Note: 1,5, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Soziologie), Sprache: Deutsch, Abstract: „Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und es sich einfallen ließ, zu sagen: dies ist mein und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der wahre Gründer der bürgerlichen Gesellschaft.(…) wie viel Not und Elend (…) hätte derjenige dem Menschengeschlecht erspart, der die Pfähle herausgerissen oder den Graben zugeschüttet und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: ‚Hütet euch, auf diesen Betrüger zu hören; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die Früchte allen gehören und die Erde niemandem.“1 Mit diesen Worten beginnt Jean Jacques Rousseau eines der Kapitel in seinem Diskurs über die Ungleichheit unter den Menschen. Sie machen ihn zum Wegbereiter der soziologischen Klassenanalyse. Bei Rousseau ist das Eigentum an Ressourcen – hier an Boden – der Grundstein für die Entstehung sozialer Klassen. Mit dem Eigentum eines Akteurs an einer Sache – das macht das Bild von den Pfählen und dem Graben deutlich – ist der Ausschluss anderer Akteure von dieser Sache und damit von deren Nutzen verbunden. Über das Eigentum entsteht dem Eigentümer so ein Vorteil, der zugleich ein Nachteil für den oder die Eigentumslosen ist. Die Idee vom Eigentum und der damit verbundenen Entstehung von sozialen Klassen wird ein gutes Jahrhundert später von Karl Marx fortgeführt. Ähnlich Rousseau gibt es auch in seinem Gesellschaftsbild eine Klasse von Eigentümern, die Kapitalisten und eine Klasse von Eigentumslosen, die Arbeiter. Der Grundtenor der urmarxistischen Theorie ist bekannt: Da Angehörige der Arbeiterklasse über kein oder zumindest über kein ausreichendes Maß an Kapital zur Sicherung ihrer Existenz verfügen, sind sie gezwungen, ihre Arbeitskraft an die Kapitalisten gegen die Zahlung eines Lohns zu verkaufen. In diesem System, wie Karl Marx es beschreibt, kommt es zur Ausbeutung der Arbeiter, da sich die Kapitalisten des Mehrwerts der Arbeit bedienen. Der Mehrwert entsteht, da die Arbeiter länger für den Kapitalisten arbeiten, als zur Existenzsicherung erforderlich wäre. Er ist mit anderen Worten eine Rente, die durch den Faktor Arbeit entsteht, aber auf Seiten des Kapitals zu Buche schlägt. Diesen Tatbestand bezeichnet Karl Marx als Ausbeutung, die zwangsläufig zu antagonistischen Interessen zwischen der Klasse der Arbeiter und der Klasse der Kapitalisten führt.2 Wie bei Jean Jacques Rousseau ist auch bei Karl Marx das Eigentum an Ressourcen der Ausgangspunkt allen Übels [...]