Die Reise des Helden Bernhard Hoffmann ist mit seinem Erstlingsroman eine tiefgründige spirituelle Reise gelungen. Es beginnt ganz brav, indem der Held Severin Hofer vorgestellt wird, ein einsam lebender Physiotherapeut, der insbesondere nach leiblichen Genüssen strebt und gern mit seinem französischen Nachbarn kocht und gern auch einen oder mehrere trinkt. Bei einem Spaziergang weist ihn sein Freund Buale auf das Erscheinen des Berggeistes hin, Einheimischen wohl bekannt. Es ist schlicht die Struktur des Hanges mit Felsen und Bäumen, die unter bestimmtem Lichteinfall an ein Gesicht mit Bart erinnert. Diesen Geist aber erweckt Severin zum Leben und dient dem Autor dazu, den gemütlichen Bayern auf eine Reise zu schicken, von der er verändert zurückkehrt. Zunächst aber muss er Tribut an seinen sportlichen Ehrgeiz zahlen, beim Besteigen der Brecherspitze vom Josefstal aus, stürzt er ab und landet im Krankenhaus. Prüfungen bestehen Das ist der Einstieg in die bekannte "Reise des Helden", wie man sie theoretisch von Joseph Campbell und praktisch aus Mythen und Märchen, aber auch aus Filmen und Romanen kennt. Der Held bricht nach einem Ruf auf in die Welt, hat Aufgaben zu meistern, wobei er Hilfe, oft von Tieren erhält und kehrt nach Bestehen der Prüfungen auf einer höheren Bewusstseinsebene zurück. Bernhard Hoffmann hat dieses Konzept schlüssig und stringent in seinem Roman umgesetzt. Der Berggeist ist nur einer der Mentoren, die Severin Hofer auf seinem Weg begleiten, aber er ist der erste, der ihm Aufgaben stellt, die aus der spirituellen Praxis stammen. "Lerne zu lauschen und zu singen" befiehlt er ebenso wie "Sei wachsam und achtsam". Bevor sich Severin auf Traumreisen nach Indien und China aufmacht, lernt er noch seine Gehilfen kennen, den Wolf, den Bär, die Maus und den Pelikan. Nachdem er ihnen jeweils ein Stück seines Herzens geschenkt hat, ist er ihrer Dankbarkeit und Hilfe sicher. Und er braucht sie dringend bei all dem, was ihm bevorsteht. Hat er seine Aufgabe gelöst? Spannend beschreibt der Autor die Abenteuer seines Helden und seinen langsamen Reife- und Erkenntnisprozess. Letztlich muss er eine letzte Prüfung in der Wüste bestehen bevor er in seinem heimischen Bett erwacht. Hat er die Aufgabe, sein wahres Selbst zu finden, gelöst? Bernhard Hoffmann hat nicht nur eine spannende Heldenreise geschrieben, seine Art zu schreiben liest sich flüssig und zieht in das Geschehen hinein. Man erfährt, dass der Autor tiefgründige Einsichten in spirituellen Praktiken hat, die er dem Leser verpackt in die Handlung vermittelt. Und so ist Slyrus, der Berggeist vom Schliersee letztlich nur ein geschicktes Mittel zum Zweck. Text: Monika Ziegler Kulturvision Miesbach
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