Fantastisch ausgestaltete Abenteuererzählung, starke Prota und eine ganz besondere, poetisch verdichtete Erzählweise:
Diese Erzählung entführt in eine archaische Fantasywelt, die von Gewalt, Magie und Machtkämpfen geprägt ist und in der neben furchterregenden Fabelwesen auch die Götter der
nordischen Mythologie zu finden sind. Im Mittelpunkt steht die Seherin Snehild, die am Hof des attraktiven,…mehrFantastisch ausgestaltete Abenteuererzählung, starke Prota und eine ganz besondere, poetisch verdichtete Erzählweise:
Diese Erzählung entführt in eine archaische Fantasywelt, die von Gewalt, Magie und Machtkämpfen geprägt ist und in der neben furchterregenden Fabelwesen auch die Götter der nordischen Mythologie zu finden sind. Im Mittelpunkt steht die Seherin Snehild, die am Hof des attraktiven, aber zunehmend paranoiden Königs Aslak durch einen Anschlag in Gefahr gerät und sich auf eine lange gefahrvolle Reise begeben muss ...
Ich brauchte ein bisschen Zeit, um mich auf diese sehr besondere, poetisch verdichtete Erzählweise einzulassen. Sehr viele Namen mit ungewohntem Klang, Ereignisse und Zusammenhänge aus diesem Band und rückblickend erwähnt auch aus dem ersten Band (den ich nicht gelesen habe) stürmten auf mich ein. Dazu kam, dass ich anfangs keinen guten Zugang zu Snehild fand, die auf mich nicht sehr sympathisch wirkte, da sie, als König Aslak eine Sklavin immer wieder misshandelte und vergewaltigte, untätig blieb, anstatt ihren Einfluss auf ihn zu nutzen. Dafür, dass sie eine Seherin ist, fand ich es ein wenig enttäuschend, dass sie die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse am Königshof nicht mehr in Frage stellte. Aber mein Verhältnis zu ihr und zur Geschichte änderte sich zum Glück bald, die abenteuerliche und ereignisreiche Handlung packte mich und Snehild bekam Gelegenheit, sich zu entwickeln und doch noch als Heldin zu beweisen ... Letztendlich gefiel es mir schließlich sogar sehr gut, dass Snehild nicht als in allem perfekt und vorbildhaft dargestellt wird.
Für einige andere scheinbar kleine Nebenfiguren entwickelte ich hingegen sehr schnell Gefühle - und es gibt eine ganze Reihe faszinierender Gestalten in diesem Buch zu entdecken ... Der Verlauf der Erzählung war für mich überhaupt nicht vorhersehbar, ich verfolgte gebannt und atemlos die Geschehnisse und schlug auch, da ich mich in der Götterwelt überhaupt nicht auskenne, einiges nach und konnte dabei feststellen, dass die Autorin sich bei den Göttergestalten erfreulich stark an den "echten" Mythen orientiert hat.
Unbedingt erforderlich halte ich allerdings eine Triggerwarnung, denn diese archaische Welt der nordischen Mythologie hat auch sehr viel Abstoßendes und Vergewaltigung und andere Formen der Gewalt sind keine Seltenheit. Auch wenn ich verstehen kann, dass die Autorin davon ausging, dass Lesende sich bei der Erwähnung der nordischen Göttenmythen auf so etwas gefasst machen, es ist gerade der selbstverständliche und kaum kritische Umgang damit in dieser Welt, der problematisch ist.
Sprachlich ist die Erzählung hingegen sehr klar, elegant und wirkte auf mich so federleicht und zugleich würdevoll-erhaben, wie ich nur die Bücher von Marion Zimmer Bradley in Erinnerung habe. Die deutsche Übersetzerin mit dem passenden Nachnamen Rabenfeder hat eine ganz großartige Arbeit geleistet. Und die Autorin beeindruckte mich mit ihrem Talent, ihre Erzählung mit Naturbeschreibungen und Bildern auszustaffieren, die ich nie als langweilig, sondern als ebenso fesselnd und spannend wie die Action-Handlungen empfand.
Eine absolut faszinierende, bildstarke Erzählung - ideal geeignet, um die echte Welt um sich herum für eine Weile zu vergessen!