Als Anaïs geboren wird, ist das Band zwischen ihrer Mutter und ihrer Großmutter längst zerschnitten. Als junge Frau hatte die Großmutter ihren Mann und die zwei kleinen Kinder verlassen - für ihre Nachkommen ist sie eine Fremde. Erst nach ihrem Tod will Anaïs wissen, wer diese Frau war, die ihr Leben so rigoros geführt hat, und folgt ihren Spuren um die Welt. Es entsteht das bewegende Porträt einer faszinierenden Künstlerin, die immer ihren Platz suchte - unsentimental und liebevoll zugleich.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.10.2020NEUE TASCHENBÜCHER
Mit allem
brechen
„Du weißt jetzt, dass es für dich ein anderswo gibt“, die achtzehnjährige Suzette Meloche flieht 1947 aus dem bigotten Klima der frankophonen Provinz Ontario nach Montreal. Als Mitglied der Künstlergruppe der „Automatisten“, die mit den französischen Surrealisten in Verbindung steht, zählt sie bald mit ihren eigenen Bildern und Gedichten zur Avantgarde. Die Ekstase der Freiheit verbindet sie ihr Leben lang mit dem Mut und auch der Skrupellosigkeit „mit allem auf einmal zu brechen“. So verlässt sie ihren Mann und ihre kleinen Kinder und beginnt ein anderes Leben, das mit neuen Liebeserfahrungen, mit verschiedenen politischen und kulturellen Aktionen einer rastlosen tragischen Odyssee gleicht und 100 Jahre frankophile Geschichte schildert. Von Kanada aus durch die USA und Europa, auf diesen Spuren folgt ihr die Enkelin, die Regisseurin Anais Barbeau- Lavalette in ihrer Familienbiografie. Wie mit grellem Spotlight beleuchtet die extatische Sprache die Verwerfungen dieses Lebens, unter denen der Sohn und die Tochter und auch noch die Enkelin litten. Ohne zu verurteilen, sucht diese hier den Schlüssel ihres eigenen Lebens.
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Anais Barbeau-Lavalette:
So nah den glücklichen Stunden. Aus dem Französischen von Anabelle Assaf. Eichborn Verlag, Frankfurt/ M. 2020.
381 Seiten, 12 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Mit allem
brechen
„Du weißt jetzt, dass es für dich ein anderswo gibt“, die achtzehnjährige Suzette Meloche flieht 1947 aus dem bigotten Klima der frankophonen Provinz Ontario nach Montreal. Als Mitglied der Künstlergruppe der „Automatisten“, die mit den französischen Surrealisten in Verbindung steht, zählt sie bald mit ihren eigenen Bildern und Gedichten zur Avantgarde. Die Ekstase der Freiheit verbindet sie ihr Leben lang mit dem Mut und auch der Skrupellosigkeit „mit allem auf einmal zu brechen“. So verlässt sie ihren Mann und ihre kleinen Kinder und beginnt ein anderes Leben, das mit neuen Liebeserfahrungen, mit verschiedenen politischen und kulturellen Aktionen einer rastlosen tragischen Odyssee gleicht und 100 Jahre frankophile Geschichte schildert. Von Kanada aus durch die USA und Europa, auf diesen Spuren folgt ihr die Enkelin, die Regisseurin Anais Barbeau- Lavalette in ihrer Familienbiografie. Wie mit grellem Spotlight beleuchtet die extatische Sprache die Verwerfungen dieses Lebens, unter denen der Sohn und die Tochter und auch noch die Enkelin litten. Ohne zu verurteilen, sucht diese hier den Schlüssel ihres eigenen Lebens.
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Anais Barbeau-Lavalette:
So nah den glücklichen Stunden. Aus dem Französischen von Anabelle Assaf. Eichborn Verlag, Frankfurt/ M. 2020.
381 Seiten, 12 Euro.
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