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Johann Nestroy hat es auf den Punkt gebracht: "Ich glaube von jedem Menschen das Schlechteste, selbst von mir, und ich hab' mich noch selten getäuscht." Eine für Österreich typische Erkenntnis, wie sie dem britischen Autor Louis James durchaus vertraut ist. Vor fünfundzwanzig Jahren hat er begonnen, das Wesen des Homo austriacus zu ergründen, nachdem er sich in Wien niedergelassen hat, entsprechend intensiver. Seine Studienergebnisse präsentiert er nun in einem Büchlein. Ein verzwicktes Unterfangen: Das heutige Staatsgefüge ist aus der k. u. k. Monarchie mit ihrer Vielfalt an Nationalitäten herausgewachsen, die sich inzwischen zu einer recht merkwürdigen Melange zusammengefunden haben: Boshaft in Witz und Ironie, leicht hinterhältig in der Freundlichkeit, weltoffen und doch ängstlich, mit einem Hang zur inneren Emigration und Hypochondrie und zum Kokettieren mit dem Tod. Skandale aller Art werden mit Schmäh vom Tisch gefegt, Schwarzarbeit und geheime Übereinkünfte augenzwinkernd akzeptiert. Nörgeln und Jammern sind wichtiger Teil der Konversation, die Sprache gilt als Waffe, um das eher schwache Selbstbewusstsein zu festigen. So man sich und der Selbstanalyse nicht einfach davonläuft auf die höchsten Gipfel, in die Operettenseligkeit und in die Verklärung der Vergangenheit. Louis James legt eine launige Diagnose österreichischer Befindlichkeiten vor. Wer, bitte? Der Name ist ein Pseudonym. Hatte der Reisejournalist Nicholas Parsons Sorge, sich in seiner Wahlheimat unbeliebt zu machen? Er muss sich nicht fürchten: Seine treffenden Darlegungen bleiben ohne gröbere Spitzen.
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"So sind sie, die Österreicher" von Louis James. Reise Know-How Verlag, Bielefeld 2017. 108 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Broschiert, 8,90 Euro.
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