Eine Nacht habe ich gebraucht, und ich war durch mit diesem Buch.
Das Leben des Sohnes von Hamasmitbegründer Scheich Hassan Yousef ist so verfahren und trostlos, wie seit Jahrzehnten die gesamte Situation zwischen Israel und der arabischen Bevölkerung. Authentisch und äußerst kenntnisreich
schildert der Autor sein Leben. Er lebt in ständiger Angst vor Gewehrkugeln, Selbstmordattentaten oder…mehrEine Nacht habe ich gebraucht, und ich war durch mit diesem Buch.
Das Leben des Sohnes von Hamasmitbegründer Scheich Hassan Yousef ist so verfahren und trostlos, wie seit Jahrzehnten die gesamte Situation zwischen Israel und der arabischen Bevölkerung. Authentisch und äußerst kenntnisreich schildert der Autor sein Leben. Er lebt in ständiger Angst vor Gewehrkugeln, Selbstmordattentaten oder davor, Opfer eines Verrats zu werden.
Voll des Lobes ist er für seinen Vater, für den der Mensch immer im Mittelpunkt seines Handels steht. Unzählige Male sitzen Vater und Sohn in israelischen Gefängnissen und werden gefoltert. 1996 wird der Autor dieses Buches in das berüchtigte Schlachthaus gebracht. Das ist das Moskobiyeh Untersuchungsgefängnis in Westjerusalem, das auf den Ruinen einer russisch-orthodoxen Kirche gebaut wurde und heute ein Hochsicherheitskomplex ist.
Mosab Hassan Yousef beschreibt die Zerstrittenheit der arabischen Bevölkerung. Er informiert über zahlreiche Anschläge, er schreibt über seine innere Zerrissenheit. Er kann seine Welt nicht so genau einteilen in ein feindliches und ein befreundetes Lager. Auf allen Seiten hat er Freunde und Feinde. Für den israelischen Inlandsgeheimdienst Schin Beth ist er ein sehr wichtiger Mann. Er wird angeworben und stellt sich in den Dienst des israelischen Geheimdienstes. Dann, 1999, Mosab ist gerade 21 Jahre alt, hat er eine wundersame Begegnung mit einem jungen Engländer. Ausgerechnet am Damaskustor, dort wo einst Saulus von Tarsus aufbrach um die Christen in Damaskus zu verfolgen, spricht ihn ein junger englischer Christ an und schenkt ihm eine Bibel.
Mosab: "Ich begann vorne, und als ich zur Bergpredigt kam, dachte ich: Wow, dieser Jesus ist wirklich beeindruckend! Alles, was er sagt, ist so schön! Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Jeder Vers schien eine tiefe Wunde in meinem Leben zu berühren. Es war eine sehr einfache Botschaft, aber irgendwie hatte sie die Kraft, meine Seele zu heilen und mir Hoffnung zu geben."
Da wo aus Saulus Paulus wurde, da wurde aus dem Muslim Mosab ein Christ. Dieses Buch lässt uns den "Grünen Prinz", so Mosabs Deckname beim israelischen Geheimdienst, zum Vertrauten werden, es gibt uns aber auch Einblicke in den langen Konflikt zwischen nicht eindeutig zu definierenden Kriegsparteien. Mosab behauptet, die vielen ausländischen Präsidenten und Premierminister, die mit schöner Regelmäßigkeit in die Region kommen um über Frieden zu verhandeln, werden dies niemals schaffen, weil der Friede in der Region von innen heraus gewollt sein muss. Dies ist aber zumindest bis jetzt nicht der Fall. Der "Grüne Prinz" macht ausdrücklich nicht nur eine der Kriegsparteien dafür verantwortlich.
Im Herbst 2002 ist es dem Geheimagenten Mosab Hassan Yousef leid, weiter für den Geheimdienst zu arbeiten. Er lässt sich taufen, und danach gelingt ihm mit Glück und der Hilfe des Geheimdienstes über Jordanien die Ausreise in die USA. Seinem besten Freund Jamal, schenkt er zum Abschied seine Bibel.
Aber Mosab kehrt zurück. Mit einem Journalisten der großen israelischen Tageszeitung Haaretz sitzt er zusammen über einem Artikel, der am nächsten Tag erscheinen wird. Dieser Artikel trägt die Überschrift: "Der verlorene Sohn". Mosab hat sehr viel Wert darauf gelegt, dass seine Geschichte nicht irgendwo im Westen bekannt wird, sondern zunächst in der Region, wo er selbst gelebt hat.
Seinen Vater trifft er nicht, der sitzt wieder einmal im Gefängnis. Aber er erhält die Möglichkeit, mit ihm zu telefonieren. Und was Mosab nicht zu hoffen gewagt hat, sein Vater verurteilt ihn nicht. Er sagt zu ihm: "Egal, was passiert ist, du bist immer noch mein Sohn. Du bist ein Teil von mir, und nichts wird sich ändern. Du hast andere Ansichten, aber du bist immer noch mein kleiner Junge."
Christian Döring