Der achtjährige Ethan Jenkins verschwindet während einer Klassenfahrt. Hat er sich verlaufen? Wurde er entführt? Und wenn ja, hat ihn eventuell sein von der Familie getrennt lebender Vater Andrew entführt? Parallel zur Geschichte von Ethan und Kat erzählt die Autorin Kimberly Belle in „Solange du
noch lebst“ die Geschichte von Stef Huntington und ihrer Familie. Auch ihr Sohn Sammy ist mit auf…mehrDer achtjährige Ethan Jenkins verschwindet während einer Klassenfahrt. Hat er sich verlaufen? Wurde er entführt? Und wenn ja, hat ihn eventuell sein von der Familie getrennt lebender Vater Andrew entführt? Parallel zur Geschichte von Ethan und Kat erzählt die Autorin Kimberly Belle in „Solange du noch lebst“ die Geschichte von Stef Huntington und ihrer Familie. Auch ihr Sohn Sammy ist mit auf Klassenfahrt, aber im Vergleich zu Kat und Ethan ist ihre Familie reich und einflussreich, ihre Welt besteht aus ihrem Mann, dem Bürgermeister und teuren Marken (Lexus, Bang&Olufsen, IPhone usw). Und schnell wird klar: das eigentliche Entführungsopfer sollte Sammy sein. Welten prallen aufeinander, was das Buch aber nicht spannender macht, aber mehr kann ich dazu nicht sagen, ohne zu spoilern.
Den Einstieg in das Buch fand ich sehr schwierig und eher schleppend und mehr als einmal habe ich mit dem Gedanken gespielt, das Buch ungelesen beiseite zu legen. Nach und nach schaffte die Geschichte es dann aber doch, mich zu packen. Die Handlung wird alternierend aus Kats und Stefs Sicht in Ich-Form geschildert, was der Geschichte eine interessante Dreidimensionalität gibt. Vor allem die wohlhabende Stef, die ich aufgrund ihrer Rolle als „Frau des Bürgermeisters“ anfangs als eher oberflächlich und versnobt eingeschätzt hatte, hat mich im positiven Sinne sehr überrascht und nach und nach stellt sich bei dem Buch auch heraus, dass nur sehr wenig so ist, wie es auf den ersten Blick aussieht.
Aber eines ist für mich beim Lesen sehr schnell klargeworden: das Buch ist ganz sicher kein Thriller, jedoch ein lesenswerter Krimi. Und auch psychologisch ist das Buch interessant, da trifft einiges aufeinander: Mobbing unter Schulkindern, ein hochintelligenter Junge, den andere (allen voran Sammy) als „Ein Spinner. Eine Heulsuse und eine Petze“ bezeichnen, überforderte Begleitpersonen der Klassenfahrt, untätige, ignorante und reichlich inkompetente Polizisten, eine esoterisch angehauchte Oma und eine (verständlicherweise) zunehmend hysterische Mutter. Dazu der Kontrast wohlhabende heile Familie zu alleinerziehender Mutter mit Existenzsorgen. Ein bisschen viel, ein bisschen plakativ, manchmal ein bisschen nervig – aber durchaus stimmig.
Sprachlich ist das Buch gut zu lesen, die Autorin schreibt flüssig und alltagsnah auch die Sätze sind einfach gehalten, wobei die häufige Nennung von Marken im allgemeinen und der Xbox im Speziellen schon fast an Schleichwerbung grenzt. Kurz vor Schluss nimmt die Geschichte noch einmal mächtig Fahrt und Spannung auf – um dann in einem für mich eher unschlüssigen Schluss endet, der auf mich hingeschludert wirkte, als habe die Autorin schnell zum Ende kommen wollen. Sie hatte im Verlauf des Buchs sehr viele lose Enden geschaffen, viele aktuelle und wichtige Themen angerissen – da kommt der platte Schluss ein bisschen wie eine kalte Dusche. Schade.
Was bleibt ist ein ganz gut nebenher zu lesender Krimi, der aber nicht viel Eindruck hinterlässt. Guter Durchschnitt, mehr aber auch nicht. 3 Punkte.