Ein Antikriegsbuch – dennoch oder gerade deswegen nichts für zartbesaitete Gemüter
Ich muss zugeben, dass dieser Roman mich hart gechallenged hat. Nach ungefähr einem Drittel wollte ich das Buch einfach nicht mehr weiterlesen. Denn der Klappentext klang wirklich vielversprechend. Nur konnte ich
nach jenem Drittel einfach nichts mehr über Krieg, Schießen, Befehle, Auslöschung, Folter, Wunden,…mehrEin Antikriegsbuch – dennoch oder gerade deswegen nichts für zartbesaitete Gemüter
Ich muss zugeben, dass dieser Roman mich hart gechallenged hat. Nach ungefähr einem Drittel wollte ich das Buch einfach nicht mehr weiterlesen. Denn der Klappentext klang wirklich vielversprechend. Nur konnte ich nach jenem Drittel einfach nichts mehr über Krieg, Schießen, Befehle, Auslöschung, Folter, Wunden, etc. mehr hören. Und nein, das hat nicht nur etwas mit dem Weltgeschehen zu tun, was aktuell zu beobachten ist, sondern auch mit dem, was ich seit meiner Kindheit als Tagesgeschehen erlebe: Gerede vom Kalten Krieg, Krieg hier, Krieg dort, Angst vor Krieg da und Trauma nach dem Krieg anderswo. Und das allezeit präsent in Zeitung, Fernsehen und Handy-Benachrichtigungen.
Aber letztlich ist es genau das, was Kameron Hurley in diesem Hard-Sci-Fi-Zeitreiseroman auf die Spitze treibt: die Sinnlosigkeit aller Kriege, die letztlich nur dem Machtgerangel weniger dienen. Und immer wieder lässt sie die Helden dieses Buches, wenn auch heimlich, die gleiche Frage stellen: Warum machen wir da mit? Ohne das Kanonenfutter, ohne die Soldaten gäbe es keinen Krieg. Warum also, nach allem, was passiert, wird überhaupt noch jemand Soldat? Warum bleibt er es, befolgt weiter Befehle, auch wenn er beginnt, das böse Spiel zu durchschauen? Und Kameron Hurley findet Antworten darauf bzw. lässt ihre Protagonisten die Antworten suchen und letztendlich finden.
Es ist ein versöhnliches Gefühl, mit dem ich dieses Buch beende und doch bin ich zwiegespalten. Dieser Roman hat alles, was ein guter Roman dieses Genres bieten sollte: jede Menge Sci-Fi, eine spannende Story, einen funktionierenden Plot und Charaktere, die im Gedächtnis bleiben. Und zwar so sehr, dass ich dieses Buch nicht noch einmal lesen möchte. Und das es mich hart ankam, all diese Kriegserlebnisse so hautnah geschildert zu bekommen.
Ist es deswegen ein schlechtes Buch, weil meine Nerven es kaum verkraftet haben? Nein.
Kann ich es bedenkenlos weiterempfehlen? Jein.
Dieses Buch ist für all jene, die noch mindestens einen oder eher noch viel mehr Gründe brauchen, um dem Thema Krieg endlich den Rücken zu kehren. Und da der Krieg gerade wieder einmal viel Aufmerksamkeit bekommt, sind das wohl gar nicht so wenige.