Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Politik - Region: Afrika, Note: 1,0, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Veranstaltung: Staatszerfall: weak states, failing states, failed states, Sprache: Deutsch, Abstract: Mehr als zwei Dekaden nach dem Ausbruch des offenen Bürgerkriegs in Somalia 1988 ist die Republik am Horn von Afrika noch immer präsent in den Medien weltweit. Grund hierfür ist in erster Linie das Sicherheitsrisiko, welches zunehmend von Somalia ausgeht: Das Verschwinden von 1.000 von der Bundesrepublik Deutschland ausgebildeten Polizisten, deren Verbleib in den Reihen der in Kontakt mit dem al-Kaida Netzwerk stehenden islamistischen al-Schabab-Miliz vermutet wird, ist für die Industrieländer genauso Besorgnis erregend wie die während der Fußball Weltmeisterschaft durchgeführten Anschläge in Uganda und Burundi, welche ebenfalls mit der somalischen al-Schabab-Miliz in Verbindung gebracht werden. Eine Aufstockung der Truppen der Afrikanischen Union um zusätzliche 2000 Soldaten ist somit knapp zwei Dekaden nach der Intervention der internationalen Gemeinschaft zu Beginn der 1990er Jahre immer noch von Nöten. Die vorliegende Arbeit widmet sich daher einer Bestandsaufnahme der Staatlichkeit Somalias in der Gegenwart und soll vor allem der Frage nach den Ursachen für den seit 20 Jahren andauernden Staatskollaps nachgehen. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die Bedeutung traditionaler Klanstrukturen gelegt werden, welche in der somalischen Gesellschaft seit Generationen eine bedeutende Rolle gespielt haben. Dabei ist zu beachten, dass sich die Klanstrukturen nicht nur bei der Verteilung politischer Posten bemerkbar machen, sondern ihnen auch im täglichen Leben – etwa bei der Vergabe von Arbeitsplätzen oder der Zusicherung gewisser Dienstleistungen - eine bedeutsame Rolle zukommt. Diese Klanstrukturen können somit als ein Strukturfaktor der somalischen Gesellschaft angesehen werden, dessen Bedeutung in der nachfolgenden Analyse aufgezeigt werden soll. Methodisch orientiert sich die vorliegende Arbeit explizit an dem von Schneckener geprägten Analyseraster. Der Vorteil dieser längsschnittartigen Analyse ist, dass dieser Ansatz über die häufig zu beobachtende Konzentration auf das staatliche Gewaltmonopol hinausgeht und somit auch vermeintlich starke Staaten wie etwa Militärdiktaturen als fragil einstufen kann. Im Anschluss an eine Analyse der drei genannten Kernbereiche soll eine Einstufung der Republik Somalia in die Stadien von Staatszerfall erfolgen. Abschließend sollen einige Überlegungen zur Zukunft der Staatlichkeit in dem ostafrikanischen Land erörtert werden.