Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: sehr gut, Universität Duisburg-Essen (Germanistik), Veranstaltung: Hauptstufenseminar: Mythos, Legende und historische Rekonstruktion am Beispiel der Gruppe Weiße Rose, Sprache: Deutsch, Abstract: Die folgende Interpretation beruht auf einer kategorischen Zitatensammlung aus den Brief- und Tagebuchaufzeichnungen von Sophie Scholl. Durch einen thematisch sehr differenzierten Leseprozess werden Textfragmente aus Sophies Briefen und Tagebucheintragungen in psychologische Deutungszusammenhänge eingebettet. Nachgewiesen in diesem Sinne wird eine bewusste Funktionalisierung des Briefschreibens und Briefwechsels, der Arbeit und des Lernens, der Natur, der Musik, emotional besetzter Objekte und der Beziehung zu Fritz. Die Schriften des Tagebuchs und der Briefe sind für Sophie ein funktionaler Bestandteil der gefühls- und verstandesgemäßen Selbstvergewisserung, des Findens, des Zweifelns und der Identitätssuche. Das Lesen der Preisgabe dieses intimen Bereichs, der normalerweise nur einem selbst und vertrautesten Mitmenschen sogar nur partiell zugänglich ist, sollte als Gedanke stets im Hinterkopf haften, um die Dokumente als einzigartige Zugänge zu Sophies Gefühls- und Gedankenwelt zu begreifen. Ihre Schriften offenbaren nicht nur ihre träumerischen und sehr emotionalen Zugänge, sondern auch ihre reflektierend analysierenden Zugänge zu ihrer Umwelt über beispielsweise ihre kritischen Überlegungen zu Identität und Individualität, zur Rolle des Soldaten, zum Weiblichkeitsverständnis, zum Verhältnis zwischen Mensch und Natur, Mensch und Religion, Mensch und Literatur, Mensch und Musik, Mensch und Arbeit.
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