Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Didaktik - Allgemeine Didaktik, Erziehungsziele, Methoden, Philipps-Universität Marburg (Sozialpädagogik), Sprache: Deutsch, Abstract: 1.0EINFÜHRUNG Soziale Arbeit gilt heute vielen als Errungenschaft der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Folge ihrer Institutionalisierung und Professionalisierung. Die Wurzeln können aber – insofern man danach fragt – bereits sehr viel früher verortet werden, nämlich in der israelitisch-jüdischen Tradition des altruistischen Helfers, der »im Gehorsam dem barmherzigen Gott gegenüber« tätig geworden ist. Auch sind »in dem Gebot der Nächsten- und Feindesliebe in der Verkündigung und im Verhalten Jesu von Nazareth und in vielfältigen Hilfeleistungen in der Alten Kirche « (GERBER 2006: 233) Grundzüge des sozial-diakonischen Handelns begründet worden. Daher ist es wenig überraschend, dass die Geschichte der Sozialen Arbeit eine auffällige Bindung mit Bedeutungsinhalten der christlichen Traditionen aufweist, was seinen Ausdruck u. a. darin findet, dass elementare Begründungsmuster und Motivationen der Sozialen Arbeit unzweifelhaft in Grundsätzen christlicher Überzeugungen verwurzelt sind. Im Prozess der Professionalisierung haben sich diese jedoch weniger niedergeschlagen. Im Gegensatz zu Disziplinen wie Soziologie, Psychologie oder den Rechtswissenschaften trägt die christliche Theologie nur rudimentär zur Begründung von Theorie und Praxis Sozialer Arbeit bei. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und liegen zum einen in der Tatsache begründet, dass der Platz der christlichen Theologie im Kanon der Bezugsdisziplinen an staatlichen Hochschulen weitgehend unbesetzt bleibt. Hinzu kommt, dass sie selbst im universitären Rahmen bislang nur ein begrenztes Interesse an der theologischen Reflexion Sozialer Arbeit bekundet hat. Im günstigsten Fall sieht sie diese Aufgabe an die wenigen Einrichtungen für Caritas- und Diakoniewissenschaft delegiert. Welchen elementaren Beitrag aber gerade die christliche Theologie für die Soziale Arbeit leisten kann, wird am Wirken kirchlicher Institutionen wie Diakonie oder Caritas bei der Bearbeitung sozialer Problemlagen deutlich. Daneben sind es die Zusammenhänge einer wachsenden gesellschaftlichen Komplexität sowie die sich abzeichnenden Umbrüche in einem zunehmend erodierenden Sozialstaat mit einer anhaltenden Ökonomisierung des Sozialen, die Anforderungen auch an die Theologie stellen.