Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Pädagogik - Pädagogische Soziologie, Note: 1,3, Fachhochschule Bielefeld (FB Sozialpädagogik), Veranstaltung: WS 2002/2003, Sprache: Deutsch, Abstract: Wachsende Armut und hohe Arbeitslosigkeit bei abnehmenden Ressourcen der Sozialstaaten verändern seit den 80er Jahren tiefgreifend die meisten westlichen Gesellschaften. Mit vereinzelten Ausbrüchen von Gewalt demonstrierten Jugendliche in französischen und englischen Vorstädten, so dass eine tiefer werdende Kluft der Perspektivlosigkeit sie vom Rest der Gesellschaft trennt. Selbst in den USA hat sich mit ihrer langen Geschichte der Minderheitenghettos die Isolierung der Armenviertel in den Großstädten und die Chancenlosigkeit ihrer Bewohner verschärft. Weniger spektakulär, aber im öffentlichen Bewusstsein durchaus gegenwärtig, vollzieht sich in Westeuropa der Ausschluss einer wachsenden Zahl von Langzeitarbeitslosen aus dem Erwerbsleben. Die momentane Beschäftigungskrise trifft das Selbstverständnis und das Institutionengefüge der entwickelten Industriegesellschaften in sehr spezifischer Weise: Sie hat eine neue historische Qualität angenommen. Dies gilt in dreifacher Hinsicht. Erstens reichen die Beschäftigungseffekte des wirtschaftlichen Wachstums nicht mehr aus, auf absehbare Zeit, das Arbeitskräfteangebot zu absorbieren. Mehr noch, in der Industrie ist wirtschaftliches Wachstum selbst zum Motor der Arbeitsplatzvernichtung geworden (vgl. Dahrendorf 1988, Europäische Kommission 1994,). Deshalb droht in Westeuropa Arbeitslosigkeit zu einem Dauerzustand zu werden. Zweitens hat sich der historische Kontext für die Bevölkerungsgruppen, die von Arbeitslosigkeit besonders betroffen sind, verändert. Während Arbeitslosigkeit in früheren Epochen eingebettet war in eine Expansion von an- und ungelernter Industriearbeit, schrumpft mittlerweile gerade dieses Beschäftigungselement seit Jahren. Fraglich ist mehr, ob das Beschäftigungswachstum im Dienstleistungsbereich diesen Verlust kompensieren kann (vgl. Europäische Kommission 1994). Zu einem entscheidenden Zugangsund Ausschlusskriterium am Arbeitsmarkt wird deshalb in immer stärkeren Maße Qualifikation. Das Resultat ist in Westeuropa eine in sich gespaltene Arbeitslosigkeit: Als vorübergehende Unterbrechung der Erwerbszeitraums (in der Regel mit ungewissem Ausgang) reicht sie in immer weitere Bevölkerungskreise hinein. Zugleich wirkt sie selektiv und bedroht auch an- und ungelernte Arbeitskräfte mit vollständigem Ausschluss am Arbeitsmarkt. [...]
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