Mit welchen Vorstellungen sozialer Ordnung legitimieren Jugendämter ihr Handeln? Patrik Müller-Behme untersucht den Einweisungsdiskurs, auf dessen Grundlage Kinder und Jugendliche in den 1950er bis 1970er Jahren in Erziehungsheimen in Westdeutschland untergebracht wurden. In einer wissenssoziologischen Diskursanalyse rekonstruiert er Deutungsmuster von Normalität und Abweichung aus Antragspapieren der Jugendämter, in denen die "Verwahrlosung" und "Gefährdung" von Minderjährigen begründet wird. Entlang der Kategorien Raum, Arbeit und Geschlecht entwickelt er Konzeptionen sozialer Ordnung und diagnostiziert eine Normalitätspolitik, in der die Durchsetzung von Bürgerlichkeit, Geschlechterbinarität und Arbeitsethos zentral ist.
Der Autor
Patrik Müller-Behme ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwesen der Universität Kassel und dort in Forschung und Lehre tätig. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind Diskursanalyse, Soziologie sozialer Probleme und sozialer Kontrolle, Wissenssoziologie, Qualitative Sozialforschung.
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