Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Soziologie - Individuum, Gruppe, Gesellschaft, Note: 1,7, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Insitut für Soziologie), Veranstaltung: Soziologie des Konzentrationslagers, Sprache: Deutsch, Abstract: Unser Referat im Hauptseminar "Soziologie des Konzentrationslagers" befasste sich mit den Opfern des Nationalsozialismus. Da uns bei einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Referat vor allem die Beziehungen zwischen den Häftlingen im Konzentrationslager interessiert haben, möchten wir in dieser Arbeit folgende These bearbeiten: Es existierten keine solidarischen Beziehungen zwischen den Häftlingen in den Konzentrationslagern. Um dies untersuchen zu können, muss man sich auf die autobiografischen Zeugnisse von den Überlebenden stützen, denn diese sind die wichtigsten Quellen unseres Wissens. Sie liefern Informationen über das interne Funktionieren, das Verhalten der Häftlinge und über die Erinnerung sowie die Verarbeitungsformen (vgl. Botz 1996, S. 48). Dabei tauchen allerdings folgende Grundprobleme auf: Einerseits stammen die überwiegende Anzahl der Erinnerungsberichte, die nach 1945 verfasst wurden, von den deutschen politischen Häftlingen. Diese stellten in den Lagern ab 1943 nur noch eine Minderheit dar. Diesen Berichten folgten weitere, die oftmals weit nach 1945 verfasst wurden aus der Häftlingsgruppe der Juden. Andererseits erlebten und verarbeiteten ehemalige KZ-Häftlinge, unabhängig von ihrer individuellen Geschichte, mindestens drei Umbruch- und Schocksituationen. Darunter zählten "die Verhaftung, die traumatischen Erfahrungen im Konzentrationslager sowie die Befreiung und Wiedereingliederung in die jeweilige Nachkriegsgesellschaft ihres Heimatlandes" (Tuchel 1996, S. 224f). Diese drei Umbrüche hinterließen ihre Spuren. Das Sprechen über die Zeit der Inhaftierung wurde vor allem durch die Haftzeit beeinflusst, welche psychische und physische Schäden mit sich brachte. Somit war das Schweigen die einzige Möglichkeit des Überlebens (vgl. ebd.). Weitere Grundprobleme zeigten sich zum Beispiel bei den Bürgern und Bürgerinnen der ehemaligen Sowjetunion. Ihre Erinnerungsarbeit ist in mehrfacher Hinsicht beeinflusst worden. Bis zu Stalins Tod oder sogar darüber hinaus mussten die meisten das in Deutschland Erlebte verschweigen und konnten höchstens im engsten Kreis der Familie und Nachbarschaft davon erzählen.
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