Unbeirrt hält auch diese Sammlung soziologischer Studien an dem Titel "Aufklä rung" fest. Wer die soziologische Literatur des letzten Jahrzehnts soziologisch, das heißt mit Sinn für Realität betrachtet, wird wenig finden, was diesen Anspruch rechtfertigen könnte. Er ist stärker umstritten als je zuvor. Die Dreieinigkeit von Aufklärung, Vernunft und Politik hat keinen Ankerpunkt in der Realität gefunden. Sie hatte ganz und gar auf Zukunft gesetzt und kontrafaktisch auf ihre eigene Normativität. So groß bemessene Gesten vermögen jedoch kaum noch zu überzeugen. Wie sollte man heute angesichts bedrängender Zukunftssorgen sich auf das verlassen können, was als Zukunft impliziert war? Lieber flüchtet man unter die Fittiche der Klassi ker, die prinzipiell endlose Möglichkeiten der Interpretation und damit einen Schutz gegen Gedanken- und Arbeitslosigkeit zu bieten scheinen. Neben der Exe gese der Klassiker bietet auch die Exegese selbstproduzierter Daten Möglichkeiten zur Variation soziologischer Aussagen. All das sind berechtigte Wege der Forschung und des Erkenntnisgewinns, aber Exegese ist keine Aufklärung.
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