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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
Eine Mutter, die ihrer Tochter einen ins elterliche Sommerhaus mitgebrachten Freund abspenstig macht. Ein Sohn, der hilflos gegen den nächtlichen Selbstmordversuch seines Vaters im Meer ankämpft. Eine alles wachsam kontrollierende Pensionswirtin, die von zwei jugendlichen Gästen jäh erschlagen wird. An Unerhörtem mangelt es dem Dutzend Kurzgeschichten von Zoë Jenny zwar nicht, die Berücksichtigung dieses alten Kunstgriffs macht daraus aber noch keine funktionstüchtigen "Erzählungen". Da helfen auch die handverlesenen Schauplätze in London, Valencia, New York, Schanghai oder Tokio wenig. Zu schlicht und arglos wird hier erzählt, obgleich Hoffnungslosigkeit, Abschied und Tod thematisch vorherrschen. Oder soll gerade die lakonische Andeutung fast romantauglicher Ideen einen eigenen Skizzenstil markieren? Minimalismus wäre ein starkes Prinzip, gut angewendet etwa im traurigen Blitzlicht von einem Sohn, der seiner Mutter zu Weihnachten die Jahresration Parfum ins Altersheim bringt. Kitsch würde diesem Gebot zur Kürze jedoch widersprechen. Als etwa ein junger japanischer Saxophonspieler seine Übersiedlung nach L. A. nicht antritt und sich lieber ins Badezimmer seiner Wohngemeinschaft einschließt, heißt es: "Als das Parfum, das die Mädchen hinterlassen hatten, schon längst durch das geöffnete Fenster entwichen war, schickte er dem verlorenen Duft seine Klänge nach, in den Lärm der Stadt hinein." Ein kindlicher Ton, der einst aus Zoë Jennys "Blütenstaubzimmer" in die literarische Welt drang, ist auch nach zwei Jahrzehnten nicht völlig verflogen. (Zoë Jenny: "Spätestens morgen". Erzählungen. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt a. M. 2013, geb., 126 S., 17,90 [Euro].)
kos
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