Magisterarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Philipps-Universität Marburg (Germanistik und Kunstwissenschaften), Veranstaltung: Magisterarbeit, Sprache: Deutsch, Abstract: „Die glückliche Liebe hat in der abendländischen Kultur keine Geschichte“ , stellte der Schweizer Kulturhistoriker Denis de Rougemont in seinem 1939 erschienenen Buch Die Liebe und das Abendland fest. Er stimmt mit dem deutschen Soziologen Niklas Luhmann überein, der für moderne Liebesliteratur rekonstruiert hat, dass das Sicheinlassen auf sexuelle Beziehungen Prägungen und Bindungen erzeugt, die ins Unglück führen. So liegt die Tragik, laut Luhmann, nicht mehr darin, dass die Liebenden nicht zueinanderfinden kön-nen, sondern dass sexuelle Beziehungen Liebe zur Folge haben und dass man sich dieser anschließend nicht mehr entziehen kann. Es ist wohl richtig, dass gerade in der modernen Liebesliteratur immer wieder von gescheiterten Beziehungen, von Trennungen, der Suche nach dem richtigen Partner oder Eheproblemen die Rede ist; alles andere wäre nicht span-nend und würde keineswegs zum Weiterlesen animieren. Viele Bestandteile von Liebescodes, wie sie Luhmann insbesondere aus Romanen rekonstruiert, verdanken ihre weite Verbreitung vor allem ihrem spannungsfördernden Potenzial. Ein Aspekt, den Luhmann allerdings übersieht. Liebesliteratur wird für gewöhnlich nicht mit dem Begriff Spannungsliteratur in einem Atemzug genannt. Vielmehr ist dann von Kriminalromanen, Detektivliteratur oder Aben-teuergeschichten die Rede. Also von Geschichten, in denen die Gefahr, in die die literarischen Figuren gebracht werden, als ein Spannungsfaktor eine große Rolle spielt. Doch was in einem Text als Gefahr anzusehen ist, hängt davon ab, was der Text als Gefahr suggeriert. Dies bedeutet, dass Gefahr nicht an bestimmte Motive gebunden, sondern potenziell für jeden Inhalt offen ist und somit auch für Motive, wie sie in Liebesliteratur Verwendung finden.