Vor einiger Zeit saßen mein Kollege Jan Dönges und ich über der Themenauswahl. Welche Ereignisse jähren sich 2020, lautete unsere Frage. Eine Antwort war: Vor 400 Jahren, im September 1620, stach die Mayflower samt Pilgervätern in See. Nur was ließe sich über diese altbekannte Episode der amerikanischen Kolonialgeschichte erzählen? Ein Ereignis, um das sich ein Gründungsmythos der USA gesponnen hatte, wo¬nach rechtschaffene Kolonisten den Grundstein für eine Nation von gleichermaßen unerschrockenen, freiheitsliebenden und gottesfürchtigen Menschen gelegt hätten. Unser Autor Hakan Baykal fügte dem aber eine pikante Note hinzu: Damals ließ sich auch ein gewisser Thomas Morton nahe der Puritanersiedlung nieder. Ein Aussteiger, der lebte und leben ließ. Nur die Pilgerväter wollten ihn eben so nicht leben lassen. Seine Lebensfreude war ihnen ein gottloser Graus, dem sie den Garaus machen wollten. Mortons Geschichte hat kaum an Aktualität eingebüßt. Sie handelt von Menschen, die aus der Überzeugung, kulturell überlegen und religiös legitimiert zu sein, andere mit Waffengewalt drangsalieren, verdrängen oder gar töten. Davon ist die Kolonialgeschichte in Nordamerika geprägt, wie unser zweiter Titelbeitrag über Pocahontas zeigt. Sie war eine Virginia-Algonkin und Tochter des Stammesführers Powhatan. Vieles über sie stammt aus der Feder englischer Kolonisten, die 1607 Jamestown gründeten. Diese Männer überlieferten ihre Sicht der Dinge. Und Pocahontas wurde zwischen deren Interessen zerrieben. Eine aufschlussreiche Lektüre wünscht Ihnen Karin Schlott, Redaktion Spektrum der Wissenschaft.
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