Hauptkommissar Binswanger liebt das gute Essen, gelegentlich ein Glas Wein oder Whisky, und natürlich seine Frau Irene und die gemeinsame 20-jährige Tochter. Er liebt außerdem seinen Beruf, den er mit Leib und Seele ausfüllt. Von beidem hat er reichlich. Etwas anderes zu machen, wäre für ihn unvorstellbar. Binswanger liegt auch sein Team am Herzen, bestehend aus Krawuttke, Halfmann und Praesel, und das Wohl von Rhodesian Ridgeback Shepherd-Hündin Judy, die vom Notfall längst zum festen Familienmitglied geworden ist, obwohl dies ursprünglich nicht so gedacht war. Und natürlich liebt er "seine" Stadt. Der Mord an einem Allgemeinmediziner mit komischem Namen ist in Berlin im November 2021 mit Methoden der üblichen Polizeiarbeit und ohne technischen Schnickschnack eigentlich schnell aufgeklärt, aber trotzdem kann Binswanger den Fall nicht zum Abschluss bringen. Jedenfalls müsste er dafür etwas tun, das ihm gegen den Strich ginge, aber die junge und ehrgeizige Staatsanwältin Natasha Kihra hat, was dies betrifft, weniger Hemmungen. Und so muss Binswanger seine Ermittlungen auf der Suche nach der Tatwaffe in eine ganz unerwartete Richtung lenken, nur aufgrund eines vagen Verdachts Kihras. Sollte sich dieser Verdacht erhärten, so wäre dies für Binswanger ein Albtraum, und die Frage ist, ob die Ermittlungen für irgendjemand anderen auch mit einem Albtraum enden werden. Abgesehen davon bleibt der November für Hans "Sperber" Binswanger eigentlich unaufgeregt. Kreuz und quer durch Berlin geht es aber trotzdem, und meistens in Gesellschaft der jungen Bella Praesel oder des von der Pandemie überforderten Kommissars Leopold Halfmann. Halfmann hat Angst vor dem SARS-2 Coronavirus, aber impfen lässt er sich trotzdem nicht. Er geht seinen eigenen ambivalenten Weg des ekzessiven Maskentragens und der hohen Kunst der Virusvermeidung, was auch das Berücksichtigen von Windrichtungen beinhaltet oder das Flüchten vor hustenden Kleinkindern im Supermarkt. Im Laufe der Handlung wird übrigens klar, wieso der klägliche Rest der Menschheit irgendwann mit Flucht-Raumschiffen irrtümlich in die Sonne fliegen wird. Der Homo sapiens ist immer noch nicht clever genug, und deshalb wird auch niemals der Warpantrieb erfunden werden. Der Flug in die Sonne wird, vermutlich um das Jahr 2036, ganz konventionell stattfinden, mit vorsintflutlicher Raketentechnik, denn im Raketenbau ist die Menschheit groß, weil sie immer gerne alle und alles kaputt macht. Eigentlich unverständlich, denn Literatur ist viel schöner und kann auch vergnüglicher sein, und so interessant wie das Abschießen von Raketen ist sie allemal. Dieses Buch mag unscheinbar beginnen, aber es nimmt ab Kapitel 8 Fahrt auf und enthält schließlich Highlights, Tiefgang, und Momente emotionaler Intelligenz; wie ein Leuchtturm der Besinnung in einer verrückten Zeit. Es ist eine bedenkenswerte Alternative für alle, die auch mal abseits des Hauptstroms fischen wollen, wo man seine Ruhe hat und nicht so viel Betrieb herrscht; ein kleiner Beitrag zur Unterhaltung und Vergnüglichkeit, oder zur Selbstkasteiung, die einen sagen so und die anderen so. Möge es unter dem Strich mehr erfreuen als langweilen. Old school (Binswanger und Krawuttke) meets modern attractivity (Bella Praesel) meets seldom strange behavior (Halfmann) ...
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