Angesichts der Havarie in Fukushima tappten alle wochenlang im dunkeln: Was passierte wirklich in den Reaktorblöcken? War die Kernschmelze bereits eingetreten? Und ganz praktisch: Wie rechnet man eigentlich Sievert in Becquerel um? Kraftwerksbetreiber und Verwaltung schienen überfordert, Medienberichte waren widersprüchlich, selbst den Geigerzählern war nicht zu trauen. In dieser Situation machte sich William T. Vollmann, ausgestattet mit einem Dosimeter und Jodtabletten aus dem Kalten Krieg, Anfang April auf den Weg ins japanische Katastrophengebiet. »Vollmann reist durch ein zerstörtes, doppelt und dreifach heimgesuchtes Land, weil er mit eigenen Augen sehen will, was geschehen ist. Weil er es aufschreiben und so das Unbegreifbare, das Unsichtbare sichtbar machen will. Und dieses Unsichtbare ist nicht abstrakt, sondern ganz konkret. Es heißt Radioaktivität. Deswegen muss Vollmann bis zum Äußersten gehen, bis an die Grenze, in die Sperrzone eben.« (Richard Kämmerlings in der Welt am Sonntag)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.11.201110. Live in der Sperrzone
Als der Suhrkamp-Verlag vor kurzem mit der Parole "Neue Bücher für eine neue Zeit" seine Reihe "edition suhrkamp digital" ankündigte, kam einem die Idee so neu nicht vor. Doch war das egal angesichts der Aussicht, sie bald in den Händen zu halten: schnelle Bücher, Dossiers, Reportagen, hergestellt in wenigen Wochen und so kurz, dass, wie der Verlag verspricht, man sie "auf der Bahnfahrt von Berlin nach Hamburg" lesen könnte, gedruckt oder digital.
Suhrkamp verbindet ein altes Konzept mit einem neuen aus Amerika. "rororo aktuell" hieß die Reihe, die seit 1961 zunächst Martin Walser und dann Fritz J. Raddatz und Freimut Duve herausgegeben haben. Streitschriften und Analysen zu Innen- und Außenpolitik für 1,90 Mark waren das, mit Titeln wie "Der Bankrott der Atomstrategie" oder "Brauchen wir eine neue Regierung?". Bei Amazon gibt es diese Art Kurzbuch der Stunde seit einem Jahr in der Reihe "Kindle Singles" in digitaler Form. Dort erschien auch die beeindruckende Reportage des Schriftstellers William T. Vollmann, deren deutsche Übersetzung der erste Band der neuen Suhrkamp-Reihe ist: "Sperrzone Fukushima - Ein Bericht". Mit einem Dosimeter, gelben Gummihandschuhen und einer Atemschutzmaske machte sich Vollmann Anfang April 2011 auf den Weg ins japanische Katastrophengebiet. Eine Dolmetscherin begleitete ihn, ein Taxifahrer fuhr sie bis an den Rand der "verbotenen Zone".
Der zweite Band heißt "Occupy! Die ersten Wochen in New York". Es ist jetzt, kurz nachdem die Polizei den Zuccotti Park geräumt hat, eine Dokumentation der Protestbewegung. Die Reden, die Judith Butler und Slavoj Zizek vor Ort gehalten haben, sind darin enthalten und Beiträge aus jener Gazette, die die Herausgeber der Kulturzeitschrift "n+1" dort verteilten. Wer Zündstoff für die Diskussionen unterm Weihnachtsbaum braucht, findet sie hier.
Julia Encke
William T. Vollmann: "Sperrzone Fukushima. Ein Bericht" (96 Seiten, 6,99 Euro) und "Occupy! Die ersten Wochen in New York. Eine Dokumentation" (95 Seiten, 5,99 Euro), beide Edition Suhrkamp Digital
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Als der Suhrkamp-Verlag vor kurzem mit der Parole "Neue Bücher für eine neue Zeit" seine Reihe "edition suhrkamp digital" ankündigte, kam einem die Idee so neu nicht vor. Doch war das egal angesichts der Aussicht, sie bald in den Händen zu halten: schnelle Bücher, Dossiers, Reportagen, hergestellt in wenigen Wochen und so kurz, dass, wie der Verlag verspricht, man sie "auf der Bahnfahrt von Berlin nach Hamburg" lesen könnte, gedruckt oder digital.
Suhrkamp verbindet ein altes Konzept mit einem neuen aus Amerika. "rororo aktuell" hieß die Reihe, die seit 1961 zunächst Martin Walser und dann Fritz J. Raddatz und Freimut Duve herausgegeben haben. Streitschriften und Analysen zu Innen- und Außenpolitik für 1,90 Mark waren das, mit Titeln wie "Der Bankrott der Atomstrategie" oder "Brauchen wir eine neue Regierung?". Bei Amazon gibt es diese Art Kurzbuch der Stunde seit einem Jahr in der Reihe "Kindle Singles" in digitaler Form. Dort erschien auch die beeindruckende Reportage des Schriftstellers William T. Vollmann, deren deutsche Übersetzung der erste Band der neuen Suhrkamp-Reihe ist: "Sperrzone Fukushima - Ein Bericht". Mit einem Dosimeter, gelben Gummihandschuhen und einer Atemschutzmaske machte sich Vollmann Anfang April 2011 auf den Weg ins japanische Katastrophengebiet. Eine Dolmetscherin begleitete ihn, ein Taxifahrer fuhr sie bis an den Rand der "verbotenen Zone".
Der zweite Band heißt "Occupy! Die ersten Wochen in New York". Es ist jetzt, kurz nachdem die Polizei den Zuccotti Park geräumt hat, eine Dokumentation der Protestbewegung. Die Reden, die Judith Butler und Slavoj Zizek vor Ort gehalten haben, sind darin enthalten und Beiträge aus jener Gazette, die die Herausgeber der Kulturzeitschrift "n+1" dort verteilten. Wer Zündstoff für die Diskussionen unterm Weihnachtsbaum braucht, findet sie hier.
Julia Encke
William T. Vollmann: "Sperrzone Fukushima. Ein Bericht" (96 Seiten, 6,99 Euro) und "Occupy! Die ersten Wochen in New York. Eine Dokumentation" (95 Seiten, 5,99 Euro), beide Edition Suhrkamp Digital
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