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Michael Görings Freude an brisanten Romanthemen
Michael Göring, Leiter der Zeit-Stiftung, hat sich für die Präsentation seines neuen Romans im Literaturhaus Hamburg prominenten Beistand geholt: den talkshowerprobten Kriminologen Christian Pfeiffer, der auch mal niedersächsischer Minister war und jetzt im Ruhestand ist. Pfeiffer stiehlt Göring die Show, als er über den Zusammenhang von Religiosität und Gewalt parliert, über die Krise der Jungs, Computerspiele als Reste der Machokultur und die überragende Bedeutung einer liebevollen Erziehung. Freilich vergisst er nicht, immer im rechten Moment den Autor dafür zu loben, wie akkurat, feinsinnig und mit genauem Blick für die Details der über Gewalterfahrung und Schuld schreibe - all das also, was auch ihn, Pfeiffer, beschäftige.
"Spiegelberg" heißt dieser neue, im Hamburger Osburg-Verlag erschienene Roman Görings, der die sechziger und siebziger Jahre in der Bundesrepublik aufleben lässt. Als Kinder noch wie selbstverständlich geschlagen und die Kohlen im Keller gestapelt wurden, als man sich mit beigen Decken wärmte und es Kakao nur am Wochenende gab. Und als auf einmal italienische Gastarbeiter in Spiegelberg, einer Nachkriegssiedlung in Westfalen, auftauchten. Göring, Jahrgang 1957, erzählt von seiner Generation, von den "Traumata der Generation der Babyboomer", die sich im Aufbruch wähnte und sich häufig genug dann doch mit dem Erwartbaren begnügte.
Göring ist derzeit auch Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der Deutschen Stiftungen, trotzdem hat er in rascher Folge drei Romane verfasst: 2011 "Der Seiltänzer", 2013 "Vor der Wand" und jetzt "Spiegelberg". Immer geht es ihm um die ganz großen Themen. In "Seiltänzer" um den sexuellen Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche, in "Vor der Wand" um das Schweigen der Väter über die Verbrechen des Nationalsozialismus, und "Spiegelberg" erhebt im Untertitel gleich den Anspruch, "Roman einer Generation" zu sein. Manches sei autobiographisch, sagt Göring. Einiges habe auch mit seinem Namen zu tun, denn oft werde er gefragt, ob er mit Hermann Göring verwandt sei. Michael Göring ist ein viel zu ernster und genauer Mensch, um auf einmal im Literarischen leicht zu werden. Heiteres könne er nicht, sagt er selbst. An seinem vierten Roman schreibt er bereits. Um Migration werde es gehen, noch ein ganz großes Thema.
FRANK PERGANDE
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