Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Institut für Theaterwissenschaft), Veranstaltung: Grundbegriffe der Theaterwissenschaft: Spiel, Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung Die Quelle, aus dem die menschliche Gemeinschaft als Kultur entspringt, ist das kommunikative Handeln und damit das Spiel. Darunter subsumiert ist die Sprache, die Entstehung sozialer Verhaltensregeln und das Gedächtnis als der diachrone Bezug von Geschehenem. Spielen bedeutet stets kommunizieren, bedeutet Übermittlung von Information und ist damit Ausdruck einer kulturellen Leistung. In der vorliegenden Arbeit möchte ich die These untersuchen, ob historisch und kulturell bedingte Inhalte durch das Spielen tradiert werden können - dabei dient das Spiel u.a. auch als kulturelles Gedächtnis. Spielelemente sind auch im Theater enthalten, welches gleichzeitig innerhalb einer Kultur als Wissenssystem und Wissensspeicher dienen kann. Besonders deutlich wird der Zusammenhang zwischen Kultur, Geschichte, Spiel und Gedächtnis im afro-brasilianischen Kampfspiels capoeira, welches ich in meiner Arbeit als Beispiel für die Verknüpfung zwischen Spiel, Theater und kulturellem Gedächtnis näher untersuchen möchte. Die capoeira ist ein orales, bewegungs- und körperorientiertes Wissenssystem, das spielerisch tradiert wird. Ich versuche zu zeigen, dass das Spiel die Struktur des kulturellen Gedächtnisses bildet, eng an das religiöse Ritual anknüpft und dadurch als eine Bewältigungsstrategie für ein soziales Drama, das sich in Kultur- und Sozialsysteme fortschreibt, funktionieren kann. Die capoeira weist wesentliche Elemente des Kampfs auf. Dennoch ist sie eher den Spielen zuzuordnen, bedeutet doch das brasilianische Wort "jogar" spielen. Die nach Caillois definierten Spielelemente des Wettkampfs (Agon), der Nachahmung und Verkleidung (Mimikry) und des Rauschs (Ilinx) sind in diesem Spiel enthalten. [...]