"Nach seiner Scheidung entdeckt Reinhard, fünfzig, Rechtsanwalt, zweierlei: seinen Körper und das Internet. Er sucht sich neue weibliche Gesellschaft auf Datingplattformen und macht fremde Fantasien zu seinen eigenen; die Partnerin, um diese auszuleben, findet er in Kristine. Es beginnt mit harmlosen Rollenspielen. Kristine lässt sich verführen, doch zugleich sehnt sie sich nach einem Vater für ihre Tochter und nach einer ganz altmodischen Ergänzung ihrer Familie. Eine Zeitlang scheint es, als könnten alle Wünsche in Erfüllung gehen. Aber was als harmloses Ausleben von Bedürfnissen beginnt, endet in einem Desaster. Und Kristines Tochter verschwindet.SPIEL MIT IHR ist ein kluger, sinnlicher und gefährlich gegenwärtiger Text über den Preis, der für die Erfüllbarkeit sämtlicher Sehnsüchte gezahlt werden muss. Franziska Gerstenberg wahrt ihren Figuren gegenüber Distanz und Respekt. Doch die Abgründe sind immer nur einen Gedanken, einen Tastenklick entfernt. "Es ist nichts passiert", sagt Reinhard an einer Stelle. Aber alles könnte passieren."
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2012Ein Treffen in Tristesse normale
In ihrem dunklen Debütroman hat Franziska Gerstenberg in Szene gesetzt, was Pedro Almodóvar gerne verfilmt: Menschen, die spielen und dabei stürzen.
Von Christian Metz
Zur vielbeklagten Misere der Moderne gehört, dass das Leben der Menschen nahezu ereignislos verläuft. Draußen vor dem Fernseher, Internet oder Radio mögen sich die Geschehnisse überschlagen, der Alltag des Einzelnen aber bleibt davon unberührt. Die Tage verrinnen eintönig, als tröpfelten sie aus einem undichten Wasserhahn auf einen Kalk ansetzenden Waschbeckenrand.
Derart trist sieht das Leben der vier Protagonisten aus, von denen Franziska Gerstenbergs Debütroman "Spiel mit ihr" erzählt. Verzweifelt versuchen die Figuren, sich aus ihrer "Tristesse normale" zu befreien: Wie wäre es, wenn man "einmal nicht das Nächste tun muss, den nächsten notwendigen Schritt, der sich folgerichtig aus dem letzten ergibt". Als Erster bricht der fünfzig Jahre alte Anwalt Reinhard mit der Logik seines Lebens. Nachdem er über zwanzig Jahre in seiner Ehe versauert ist, erfährt er im Internet seine sexuelle Erweckung. Was er dort sieht, will er erleben. 21 der 41 Kapitel des exakt austarierten Romans schildern aus Reinhards Perspektive, wie er diesem Wunsch nacheifert. Über eine Partnerbörse lernt er die alleinerziehende Kristine kennen. Beide teilen den Frust, "ich selbst sein zu müssen", und die Lust an erotischen Rollenspielchen: Bauer verführt Magd, Priester verfällt Jungfrau, Lehrer maßregelt Schülerin. Obwohl sich die erotische Phantasie des Paares in diesem schlichten Repertoire erschöpft, übernimmt die Spielsucht die Kontrolle über ihr Leben und setzt ein Beziehungskarussell in Gang.
Kristines Tochter Emma fühlt sich in dieser Konstellation als überflüssige Dritte. Das sechs Jahre alte Mädchen macht sich selbständig und besucht heimlich ihren Wohnungsnachbarn Meisner. Wie Reinhard die Welt ihrer Mutter erobert, so erobert Emma Meisners Leben. Alternierend zu den Reinhard-Kapiteln erzählt der Roman aus Meisners Sicht, wie Emma in dem arbeitslosen, depressiven und hilflosen Nachbarn ihr perfektes Spielobjekt findet. Für Meisner stellt Emma eine bedrohliche Mischung aus Mignon und kleinem buckligem Männchen dar. Auch sie will nur spielen. Und Meisner weiß sich nicht anders zu helfen, als Emma unterwürfig zu dienen. Sogar ihren sehnlichsten Wunsch erfüllt er und kauft ihr ein Meerschweinchen.
Hinter dieser Erzählung verbirgt sich eine Ideologie. Sie wird sichtbar, wenn man das Inventar betrachtet, mit dem der Roman sich einrichtet. So folgt das Geschehen aus Kristine und Emmas Sicht einer Formel: Aus AB (Kristine und Emma) wird unter Zugabe von C (Reinhard) und D (Meisner) AC und BD. Nach diesem Schema verläuft die Paarbildung in Goethes "Die Wahlverwandtschaften". Allerdings gehört bei Gerstenberg ein Kind zu dem Figurenquartett. Und statt der (Al)Chemie bestimmt jetzt das "Spiel" die Beziehungen. Mit dieser Konzeption nimmt Gerstenberg auch den zweiten Weimarer Klassiker in ihren Dienst. Schiller postuliert in "Über die ästhetische Erziehung des Menschen": "Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." Hatte Schiller noch das Spiel der Ästhetik als Antidotum zum Gift der einbrechenden Moderne im Sinn, so versteht sich Gerstenbergs "Homo ludens" nur noch auf Sex-, Kinder- und Machtspiele. Ihre Modernekritik lautet: Um 1800 glaubte man, dass die Naturgesetze die menschlichen Beziehungen bestimmen, heute hängt das Glück des Einzelnen davon ab, wie viel er im Spiel des Lebens riskiert. Früher gab es noch die Hoffnung des ästhetischen Spiels. Die hat sich inzwischen zerschlagen, weil man nur noch banalisierte Spielformen kennt.
Damit ist klar, dass die Gerstenbergschen Falschspieler nur Scheitern können. Hinter ihnen droht der Abgrund des alltäglichen Nichts, vor ihnen liegt die unausweichliche Katastrophe des grundsätzlich falschen Spiels. Obwohl die Situation ausweglos ist, spitzt Gerstenberg sie noch einmal zu, indem sie die Hauptrolle in ihren "neuen Wahlverwandtschaften" an Emma vergibt. Spätestens als Reinhard nämlich gemeinsam mit Kristine und Emma "Einkaufen" spielt, merkt er, dass sich das kindlich naive Spiel missbrauchen lässt, um sich und Kristine parallel dazu auf Touren zu bringen. Reinhard verfällt der Idee, Emma in seine Sexspiele einzubeziehen. Wenn der Begriff "Spiel", so denkt er, selbst ein Grenzgänger zwischen Sex-, Sprach- und Kinderspiel ist, ließe sich die Trennung zwischen diesen nicht aufheben? Wäre ein Sexspiel für das Mädchen nicht eh nur ein Spiel? Einmal in die Welt gesetzt, beherrscht die Vorstellung eines Übergriffs die Erzählung. Sie infiziert zudem Emmas und Meisners Beziehung. Die Figuren bewegen sich haarscharf an der Grenze von "Es ist nichts passiert" und "Dann passiert das Schlimmste".
Da der Roman aber als moralische Anstalt fungiert, rächt er sich an seinen Figuren. Gerade als klar wird, dass Reinhards Wünsche platzen, zieht Emma zu Meisner um. Der Leser weiß, wo Emma steckt. Und er kennt Meisners Integrität. Aber Reinhard und Kristine verfolgt die Vorstellung, ein anderer könne wahr machen, was sie ins Kalkül gezogen haben. Mit bitterer Ironie straft die Erzählung Reinhard, wenn sich am Ende des libidinösen Ringelreihens jede sexuelle Lust in Luft aufgelöst hat und der große Verführer einsam und zerschlagen mit Emmas Meerschweinchen in seinem Büro zurückbleibt. Aber auch Kristine, Emma und Meisner verlieren nur und fallen in Tristesse zurück.
Gerstenberg setzt dieser elenden Welt mit ihren trivialen Spielen und traurigen Gestalten die Ästhetik ihres perfekt konzipierten Romans entgegen. Mit all ihrem erzählerischen wie stilistischen Können, das schon in ihren Erzählungsbänden "Wie viel Vögel" und "Solche Geschenke" für Aufsehen gesorgt hat, räumt die Absolventin des Leipziger Literaturinstituts auf, was bei ihren Figuren im Argen liegt.
Ihr Roman bietet jenen ästhetischen Schutzraum, den sein Personal verlassen hat. Inwiefern dies "Spiel mit ihr" zum Verhängnis wird, zeigt sich, wenn man Gerstenbergs Verweis zu den Filmen Pedro Almodóvars folgt. In "Spiel mit ihr" klingt bereits der Titel "Sprich mit ihr" an. Zudem erinnern die Viererkonstellation, die Wahl zweier männlicher Perspektivfiguren, die Tristesse des Lebens und sogar einzelne Dialoge an den Film des spanischen Regisseurs. In Almodóvars Welt aber sind die Grenzen längst überschritten, vor deren Übertritt Gerstenberg zurückschreckt. Dort ist das Schlimmste stets schon passiert. Zur Misere oder zum Glück der Moderne zählt bei Almodóvar außerdem, dass die Ästhetik längst keinen Schutz mehr bietet. Seine Filme setzen ihre Zuschauer der Tristesse ungeschützt aus. Da Gerstenbergs Neoklassizismus hinter diese Radikalität zurückfällt, erscheint er wie ein Drahtseilakt in minimaler Höhe. Wer dort fällt, tut sich nicht weh. Wer dort balanciert, schafft sich eine künstliche Sicherheit, die es längst nicht mehr gibt.
Franziska Gerstenberg: "Spiel mit ihr". Roman.
Verlag Schöffling & Co, Frankfurt am Main 2012. 259 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In ihrem dunklen Debütroman hat Franziska Gerstenberg in Szene gesetzt, was Pedro Almodóvar gerne verfilmt: Menschen, die spielen und dabei stürzen.
Von Christian Metz
Zur vielbeklagten Misere der Moderne gehört, dass das Leben der Menschen nahezu ereignislos verläuft. Draußen vor dem Fernseher, Internet oder Radio mögen sich die Geschehnisse überschlagen, der Alltag des Einzelnen aber bleibt davon unberührt. Die Tage verrinnen eintönig, als tröpfelten sie aus einem undichten Wasserhahn auf einen Kalk ansetzenden Waschbeckenrand.
Derart trist sieht das Leben der vier Protagonisten aus, von denen Franziska Gerstenbergs Debütroman "Spiel mit ihr" erzählt. Verzweifelt versuchen die Figuren, sich aus ihrer "Tristesse normale" zu befreien: Wie wäre es, wenn man "einmal nicht das Nächste tun muss, den nächsten notwendigen Schritt, der sich folgerichtig aus dem letzten ergibt". Als Erster bricht der fünfzig Jahre alte Anwalt Reinhard mit der Logik seines Lebens. Nachdem er über zwanzig Jahre in seiner Ehe versauert ist, erfährt er im Internet seine sexuelle Erweckung. Was er dort sieht, will er erleben. 21 der 41 Kapitel des exakt austarierten Romans schildern aus Reinhards Perspektive, wie er diesem Wunsch nacheifert. Über eine Partnerbörse lernt er die alleinerziehende Kristine kennen. Beide teilen den Frust, "ich selbst sein zu müssen", und die Lust an erotischen Rollenspielchen: Bauer verführt Magd, Priester verfällt Jungfrau, Lehrer maßregelt Schülerin. Obwohl sich die erotische Phantasie des Paares in diesem schlichten Repertoire erschöpft, übernimmt die Spielsucht die Kontrolle über ihr Leben und setzt ein Beziehungskarussell in Gang.
Kristines Tochter Emma fühlt sich in dieser Konstellation als überflüssige Dritte. Das sechs Jahre alte Mädchen macht sich selbständig und besucht heimlich ihren Wohnungsnachbarn Meisner. Wie Reinhard die Welt ihrer Mutter erobert, so erobert Emma Meisners Leben. Alternierend zu den Reinhard-Kapiteln erzählt der Roman aus Meisners Sicht, wie Emma in dem arbeitslosen, depressiven und hilflosen Nachbarn ihr perfektes Spielobjekt findet. Für Meisner stellt Emma eine bedrohliche Mischung aus Mignon und kleinem buckligem Männchen dar. Auch sie will nur spielen. Und Meisner weiß sich nicht anders zu helfen, als Emma unterwürfig zu dienen. Sogar ihren sehnlichsten Wunsch erfüllt er und kauft ihr ein Meerschweinchen.
Hinter dieser Erzählung verbirgt sich eine Ideologie. Sie wird sichtbar, wenn man das Inventar betrachtet, mit dem der Roman sich einrichtet. So folgt das Geschehen aus Kristine und Emmas Sicht einer Formel: Aus AB (Kristine und Emma) wird unter Zugabe von C (Reinhard) und D (Meisner) AC und BD. Nach diesem Schema verläuft die Paarbildung in Goethes "Die Wahlverwandtschaften". Allerdings gehört bei Gerstenberg ein Kind zu dem Figurenquartett. Und statt der (Al)Chemie bestimmt jetzt das "Spiel" die Beziehungen. Mit dieser Konzeption nimmt Gerstenberg auch den zweiten Weimarer Klassiker in ihren Dienst. Schiller postuliert in "Über die ästhetische Erziehung des Menschen": "Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." Hatte Schiller noch das Spiel der Ästhetik als Antidotum zum Gift der einbrechenden Moderne im Sinn, so versteht sich Gerstenbergs "Homo ludens" nur noch auf Sex-, Kinder- und Machtspiele. Ihre Modernekritik lautet: Um 1800 glaubte man, dass die Naturgesetze die menschlichen Beziehungen bestimmen, heute hängt das Glück des Einzelnen davon ab, wie viel er im Spiel des Lebens riskiert. Früher gab es noch die Hoffnung des ästhetischen Spiels. Die hat sich inzwischen zerschlagen, weil man nur noch banalisierte Spielformen kennt.
Damit ist klar, dass die Gerstenbergschen Falschspieler nur Scheitern können. Hinter ihnen droht der Abgrund des alltäglichen Nichts, vor ihnen liegt die unausweichliche Katastrophe des grundsätzlich falschen Spiels. Obwohl die Situation ausweglos ist, spitzt Gerstenberg sie noch einmal zu, indem sie die Hauptrolle in ihren "neuen Wahlverwandtschaften" an Emma vergibt. Spätestens als Reinhard nämlich gemeinsam mit Kristine und Emma "Einkaufen" spielt, merkt er, dass sich das kindlich naive Spiel missbrauchen lässt, um sich und Kristine parallel dazu auf Touren zu bringen. Reinhard verfällt der Idee, Emma in seine Sexspiele einzubeziehen. Wenn der Begriff "Spiel", so denkt er, selbst ein Grenzgänger zwischen Sex-, Sprach- und Kinderspiel ist, ließe sich die Trennung zwischen diesen nicht aufheben? Wäre ein Sexspiel für das Mädchen nicht eh nur ein Spiel? Einmal in die Welt gesetzt, beherrscht die Vorstellung eines Übergriffs die Erzählung. Sie infiziert zudem Emmas und Meisners Beziehung. Die Figuren bewegen sich haarscharf an der Grenze von "Es ist nichts passiert" und "Dann passiert das Schlimmste".
Da der Roman aber als moralische Anstalt fungiert, rächt er sich an seinen Figuren. Gerade als klar wird, dass Reinhards Wünsche platzen, zieht Emma zu Meisner um. Der Leser weiß, wo Emma steckt. Und er kennt Meisners Integrität. Aber Reinhard und Kristine verfolgt die Vorstellung, ein anderer könne wahr machen, was sie ins Kalkül gezogen haben. Mit bitterer Ironie straft die Erzählung Reinhard, wenn sich am Ende des libidinösen Ringelreihens jede sexuelle Lust in Luft aufgelöst hat und der große Verführer einsam und zerschlagen mit Emmas Meerschweinchen in seinem Büro zurückbleibt. Aber auch Kristine, Emma und Meisner verlieren nur und fallen in Tristesse zurück.
Gerstenberg setzt dieser elenden Welt mit ihren trivialen Spielen und traurigen Gestalten die Ästhetik ihres perfekt konzipierten Romans entgegen. Mit all ihrem erzählerischen wie stilistischen Können, das schon in ihren Erzählungsbänden "Wie viel Vögel" und "Solche Geschenke" für Aufsehen gesorgt hat, räumt die Absolventin des Leipziger Literaturinstituts auf, was bei ihren Figuren im Argen liegt.
Ihr Roman bietet jenen ästhetischen Schutzraum, den sein Personal verlassen hat. Inwiefern dies "Spiel mit ihr" zum Verhängnis wird, zeigt sich, wenn man Gerstenbergs Verweis zu den Filmen Pedro Almodóvars folgt. In "Spiel mit ihr" klingt bereits der Titel "Sprich mit ihr" an. Zudem erinnern die Viererkonstellation, die Wahl zweier männlicher Perspektivfiguren, die Tristesse des Lebens und sogar einzelne Dialoge an den Film des spanischen Regisseurs. In Almodóvars Welt aber sind die Grenzen längst überschritten, vor deren Übertritt Gerstenberg zurückschreckt. Dort ist das Schlimmste stets schon passiert. Zur Misere oder zum Glück der Moderne zählt bei Almodóvar außerdem, dass die Ästhetik längst keinen Schutz mehr bietet. Seine Filme setzen ihre Zuschauer der Tristesse ungeschützt aus. Da Gerstenbergs Neoklassizismus hinter diese Radikalität zurückfällt, erscheint er wie ein Drahtseilakt in minimaler Höhe. Wer dort fällt, tut sich nicht weh. Wer dort balanciert, schafft sich eine künstliche Sicherheit, die es längst nicht mehr gibt.
Franziska Gerstenberg: "Spiel mit ihr". Roman.
Verlag Schöffling & Co, Frankfurt am Main 2012. 259 S., geb., 19,95 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Nicht so wirklich glücklich ist Rainer Moritz mit Franziska Gerstenbergs Debütroman "Spiel mit ihr". Zwar findet er den Auftakt des Buchs - ein fünfzigjähriger Rechtsanwalt lernt über das Internet eine vierzigjährige allein erziehende Mutter kennen, die sich bereitwillig auf seine Vorliebe für bestimmte Rollenspiele einlässt, insgeheim aber bald hofft, der Sexpartner möge doch auch Familienvater werden - stark und überraschend. Auch die Themen, die Gerstenberg behandelt - Macht und Abhängigkeit, Erwartungen und Desillusionierung - interessieren ihn. Aber zu seinem Bedauern wird der Roman schnell in jeder Hinsicht ziemlich trist. Vor allem die reduzierte Sprache der Autorin, eine karge, glanzlose Prosa spielt hierbei in seinen Augen eine Rolle. So kann sich Moritz des Eindrucks nicht erwehren, Gerstenberg beschreibe die Welt ihrer Protagonisten derart, dass sich die "emotionalen Defizite" nur verdoppeln, was ihn auf die Dauer nicht anspricht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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